Für gewöhnlich herrscht ja die Ansicht, dass die Kundenberatung in Banken weniger wichtig wird, weil die Digitalisierung viele Inhalte dieses Prozesses auf den Computer verlagert. Dadurch wird auch die Bedeutung der Bankkundenberatenden nivelliert. Allerdings ist nun mit Barend Fruithof ein prominenter Schweizer Banker dieser These entgegengetreten. An einem Abendanlass der Höheren Fachschule für Banking + Finance (die wie die Kalaidos Fachhochschule zur Kalaidos Bildungsgruppe gehört) vertrat er eine ganz andere Auffassung. Damals war Fruithof noch Geschäftsleitungsmitglied der Bank Julius Bär und leitete die Region Schweiz.

Bankberater sind Differenzierungsfaktor der Zukunft

Fruithof glaubt, dass in Zukunft jene Banken besonders erfolgreich sein werden, denen eine gute Verbindung der digitalen Elemente in der Kundenbetreuung mit der persönlichen Kundenbetreuung gelingt. Die Beraterpersönlichkeiten werden immer mehr zum entscheidenden Differenzierungsfaktor der Zukunft. Waren Private Banking-Berater früher vor allem Anlageberater, müssen sie künftig immer mehr life-cycle orientiert arbeiten. Als Beispiel wählte Fruithof den Brexit: Ein Berater müsse angesichts solcher Entwicklungen dem Kunden keine Entscheidung abnehmen, sondern ihm Optionen für die vor der Abstimmung denkbaren Szenarien aufzeigen. Der Kunde entscheide selbst, was er für wahrscheinlicher halte.

Schweizer Private Banking als unbekannte Exportindustrie

Des weiteren schilderte Fruithof auch die unvermindert starke Position der Schweiz im Private Banking und vor allem im Offshore-Geschäft. Insgesamt liefere das Private Banking rund 50 Prozent der Gesamterträge aller Banken. Zwei Drittel davon stammten aus dem Offshore-Geschäft mit Vermögen, die in der Schweiz und damit ausserhalb des Heimatlandes ihres Eigentümers betreut werden. Das Geschäftsmodell des Schweizer Private Bankings baut darauf, dass man es nicht ins Ausland verlagern kann, betonte Fruithof. Das Private Banking ist für ihn sogar eine „unbekannte Exportindustrie“.

 

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