Erkenntnisse für eine wirksame Compliance
Nadine Blattner Schmutz
Petrobras und 1MDB – Erkenntnisse für eine wirksame Compliance
Petrobras und 1MDB sind die jüngsten Geldwäscherei- und Korruptionsfälle, über welche in den Medien prominent berichtet wurde. Sowohl bei der Kartellbildung zur Vergabe von Bauprojekten in Brasilien als auch beim malaysischen Staatsfonds, dessen Gelder eigentlich der Förderung Malaysias hätten dienen sollen, aber zweckentfremdet wurden, wurden die Geldtransfers teilweise über Schweizer Banken abgewickelt. Dies hatte bereits für einzelnen Finanzintermediäre sowohl aufsichtsrechtliche als auch strafrechtliche Folgen. Weitere Untersuchungen laufen noch. Zusätzlich belasten diese Fälle die Reputation des Schweizer Finanzplatzes. Das Bewusstsein für Compliance-Themen ist in den letzten Jahren zwar stetig gewachsen, doch zeigen die aktuellen Fälle, dass das Ziel, ein absolutes Verständnis für Regelkonformität, noch nicht erreicht ist.
Anforderungen an die Corporate Governance
Im regulierten Bankensektor wird als Anforderung an die Corporate Governance im Rahmen des internen Kontrollsystems als unabhängige Kontrollinstanz die Einrichtung einer Compliance-Funktion gefordert. Das FINMA Rundschreiben 08/24 «Überwachung und interne Kontrolle Banken» konkretisiert die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Compliance-Funktion. Ab 1. Juli 2017 finden sich die Anforderungen im neuen FINMA-Rundschreiben 17/1 «Corporate Governance – Banken». Wie kann diese Compliance-Funktion aber nachhaltig agieren und welche Erkenntnisse können für eine wirksame Compliance entsprechend aus Petrobras und 1MDB gezogen werden?
Compliance Kultur als Ausgangspunkt
Allgemein ist eine Compliance Kultur im Unternehmen nötig. Für Compliance genügt es heute nicht mehr, Gesetze und Vorgaben in internen Weisungen umzusetzen. Compliance fordert heute Integrität. Dafür müssen die Compliance-Anforderungen so kommuniziert werden, dass der Empfänger die Motivation und die Ziele versteht und verinnerlicht und so in die Praxis umsetzen kann. Dieser verhaltensorientierte Ansatz muss, um Wirkung zu zeigen, durch alle Hierarchiestufen eines Unternehmens hindurch gelebt werden. Dieser sog. «tone at the top» fehlte wohl beim 1MDB-Fall.
Zusammenspiel gefordert
Für eine effiziente Compliance muss das Zusammenspiel von Management, Kundenberatern und Compliance Mitarbeitern funktionieren. Elementar hierfür sind eine offene Kommunikation und das gegenseitige Verständnis. In der heutigen Zeit sollte jeder Kundenberater ein kleiner Compliance Officer in sich tragen und jeder Compliance Mitarbeiter das Geschäft vollumfänglich verstehen. Eine konstruktive Zusammenarbeit ist gefordert, um Risiken frühzeitig erkennen, begrenzen und überwachen zu können. Eine Hauptanforderung an die Compliance-Funktion ist, zu sehen und sehen zu können, was geschieht.
Den gesunden Menschenverstand wahren
Bei der vorherrschenden Regulierungswelle ist es des Weiteren umso wichtiger, den gesunden Menschenverstand zu wahren. Mit Hilfe des risikobasierten Ansatzes sollten die Prioritäten adäquat gesetzt werden und die getroffenen Massnahmen unternehmensweit respektiert und gelebt werden. Nur so kann echte Compliance gelebt und Regelverstösse vermieden werden.