Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Unternehmung ihre Bücher manipuliert hat? Das Modell von Professor Messod Beneish, publiziert in seinem Paper „The Detection of Earnings Manipulation“ (1999), kann bei der Beantwortung dieser Frage nützliche Hinweise geben.

Verräterische Kennzahlen

Dieses Beneish Modell beruht auf Auswertungen gewisser Kennzahlen bei Firmen, die manipuliert haben und bei Firmen, die nicht manipuliert haben. Dabei handelt es sich jeweils um Kennzahlen, bei denen sich die beobachteten Durchschnittswerte der Manipulatoren von den Durchschnittswerten der Nicht-Manipulatoren signifikant unterscheiden.

Zu diesen aufschlussreichen Kennzahlen gehören unter anderem die folgenden:

  • Gross Margin Index: Dabei wird die aktuelle Bruttomarge (engl. gross margin) mit dem entsprechenden Vorjahreswert verglichen. Eine Verschlechterung der Bruttomarge kommt häufiger bei den Manipulatoren vor als bei den Nicht-Manipulatoren.
  • Asset Quality Index: Sinkt der Anteil der Sachanlagen am ganzen Anlagevermögen, dann gilt dies als schlechtes Zeichen für die Qualität der Aktiven. Denn in den Nicht-Sachanlagen des Anlagevermögens hat es gemäss Beneish eher Positionen, die leichter manipulierbar sind.
  • Total Accruals to Total Assets: Ein hoher Anteil an transitorischen Aktiven an den totalen Aktiven ist eher typisch für die Manipulatoren. Die transitorischen Aktiven stellen eine Verbesserung des aktuellen Geschäftsjahres dar, indem man entweder Aufwendungen ins nächste Jahr verschiebt oder indem man Erträge aus dem zukünftigen Jahr ins aktuelle Jahr vorzieht.

Neben diesen beispielhaft aufgeführten Kennzahlen hat Messod Beneish noch weitere berücksichtigt, bei denen in der Vergangenheit ebenfalls klare Unterschiede zwischen Manipulatoren und Nicht-Manipulatoren beobachtet werden konnten.

Ein Verdacht ist kein Beweis …

Negative Werte bei diesen Kennzahlen bedeuten aber natürlich nicht automatisch, dass eine Unternehmung manipuliert hat. Man kann schliesslich durchaus auch sinkende Bruttomargen, relativ wenig Sachanlagen und hohe transitorische Aktiven haben, ohne dass die finanzielle Berichterstattung getürkt sein muss.

… rechtfertigt aber eine genauere Untersuchung

Trotzdem gibt das Beneish Modell einen wertvollen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko. Und dann kann es sich eben lohnen, den Geschäftsabschluss genauer zu untersuchen und wie Sherlock Holmes die Lupe hervorzuholen.

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