Auf dem Bild sind eine Eule und eine Lerche zu sehen. Auf dem Bild sind eine Eule und eine Lerche zu sehen.
Wenn frühmorgens der Wecker klingelt, freuen sich nicht alle gleichermassen (Symbolbild).

Wir verbringen viel unserer Lebenszeit damit, betrachten es manchmal als notwendiges Übel oder als eine Erleichterung nach einem langen Tag, und wissen dennoch sehr wenig darüber. Die Rede ist hier vom Schlaf. Obwohl aus medizinischer, biologischer oder psychologischer Perspektive bereits breit erforscht, gibt es doch noch viele offenen Fragen, die wir (noch) nicht genau beantworten können. Zusätzlich ranken sich viele Mythen zum Thema Schlafen oder eben Nicht-Schlafen. Schlafen erfolgreiche Manager tatsächlich nur sehr wenig? Und wie kommt es, dass wir nachts ruhen und am Tag wach sind? In diesem Blogbeitrag widmen wir uns ganz dem Thema Schlaf. 

Ein Experiment aus der Höhle

Woher weiss nun unser Körper, wann es Zeit zum Schlafen ist? Haben wir eine innere Uhr, die uns genau sagt, wann wir ins Bett gehen sollen oder werden wir nur müde, weil es draussen dunkel und somit Zeit zum Schlafen wird? Mit diesen Fragen hat sich auch schon die Wissenschaft auseinandergesetzt. 1938 haben Kleitman und Richardson, zwei Forschende der Universität Chicago, ein etwas unkonventionelles Schlafexperiment durchgeführt. Für sechs Wochen haben sie in einer Höhle gelebt, in die kein natürliches Sonnenlicht hineinkommt. Das Ziel war, herauszufinden, ob der menschliche Körper über eine innere Uhr verfügt, die den Schlafrhythmus biologisch vorgibt, oder ob unser Rhythmus durch Tag und Nacht antrainiert wurde. Dazu haben sie sich neu orientiert, was ihre Tages- und Nachtplanung betrifft. 32 Tage haben sie insgesamt in der Höhle verbracht und dabei nach einem neuen Rhythmus gelebt: Sie schliefen neun Stunden, arbeiteten zehn Stunden und hatten danach neun Stunden Freizeit. Anhand ihrer Körpertemperatur konnten die Forschenden dann feststellen, ob sich ihre Körper an den neuen Rhythmus gewöhnt haben. Dafür benötigte Richardson eine Woche. Kleitman, der zwanzig Jahre älter war, konnte sich nie ganz an die neuen Lebensbedingungen gewöhnen (Kleitman, 1939). Allerdings wissen wir heute, dass der Mensch tatsächlich über eine innere Uhr verfügt, die einen stabilen Schlaf-Wach-Zyklus regelt – auch in Fällen, wo wir komplett von der Aussenwelt abgeschottet sind (Birbaumer & Schmidt, 2010). 

Eule oder Lerche?

Bei den verschiedenen Schlaftypen wird zwischen zwei unterschiedlichen Chronotypen unterschieden. Frühe Chronotypen werden umgangssprachlich als Lerchen bezeichnet, während späte Chronotypen Eulen genannt werden. Der Chronotyp ist grösstenteils genetisch bedingt und nicht leicht von sich aus zu beeinflussen. Zudem hat der Chronotyp einen grossen Einfluss auf das Leben einer Person. Wenn jemand nicht in der Lage ist, seinen oder ihren Alltag um die innere Uhr herum zu planen, besteht die Gefahr eines chronischen Schlafmangels (Thiel-Hitmann & Billinger, 2022). Das kann insbesondere für Eulen zur Herausforderung werden, da wir gesellschaftlich freundlicher dem Lerchen-Lebensstil gegenüber gesinnt sind. Es gibt allerdings auch Untersuchungen, die nahe legen, dass sich die Präferenzen im Verlaufe des Lebens auch ändern können. Dazwischen kann es auch unterschiedliche Ausprägungen der verschiedenen Typen geben (Preckel, Lipnevich, Schneider & Roberts, 2011; Roberts & Kyllonen, 1999). 

Eine der Fragen, die sich viele in Bezug auf Schlaf wohl am häufigsten stellen, ist die, woran jemand merken kann, dass er oder sie genug Schlaf bekommt. Darüber schreibt Matthew Walker in seinem 2017 erschienen Buch, dass dafür als Faustregel die Beantwortung folgender zwei Fragen gilt: 

1. Könnte ich um zehn oder elf Uhr morgens problemlos wieder ins Bett und einschlafen?
2. Bin ich rein theoretisch auch in der Lage, meinen Vormittag ohne die Hilfe koffeinhaltiger Produkte zu bestreiten? 

Die Beantwortung dieser zwei Fragen dient natürlich nicht als medizinische Diagnose, sollte aber dabei helfen, die Schlafmenge und -qualität bei sich selbst besser abschätzen zu können. 

Wenig Schlaf, viel Erfolg?

Einer der Schlafmythen, der sich hartnäckig hält, ist der des erfolgreichen Machers, der freiwillig auf Schlaf verzichtet, um produktiver zu sein. Sowohl Napoleon, Leonardo da Vinci und Nikolai Tesla sollen mit möglichst wenig Schlaf ausgekommen sein, um sich auch in der Nacht ihren Errungenschaften widmen zu können. Thomas Edison soll von Schlaf so gar nicht viel gehalten haben und wollte seine Lebenszeit angeblich nicht mit «Nichtstun» verschwenden. Klingt zuerst einmal plausibel, denn wer weniger schläft, hat mehr Zeit für anderes zur Verfügung. Dabei tut man mit dieser Grundhaltung seiner Gesundheit keinen Gefallen. Wer standardmässig weniger als sechs Stunden pro Nacht schläft, schwächt das Immunsystem und hat ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken. Ebenso wird zu wenig Schlaf mit einem erhöhtem Alzheimerrisiko, einem gestiegenen Blutzuckerspiegel und einer höheren Gefahr, an psychischen Krankheiten zu erkranken, in Verbindung gebracht (Walker, 2017). Nicht zu unterschätzen dabei auch die indirekten Konsequenzen, die ein Schlafmangel mit sich bringen. In den Vereinigten Staaten soll jede Stunde eine Person an den Folgen eines Verkehrsunfalls sterben, der durch Übermüdung verursacht wurde (Walker, 2017). Wer zu wenig schläft, verkürzt womöglich also unbewusst seine Lebenszeit. Zudem gibt es auch genügend erfolgreiche Menschen, die nicht auf ihre Schlummerzeit verzichten wollen. Winston Churchill beispielsweise soll verpassten Schlaf einfach tagsüber nachgeholt haben und sogar Hitlers Niederlage im Bett geplant haben. Auch Bill Gates soll sich darum bemühen, sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht zu bekommen. Die regenerierende und erholsame Wirkung des Schlafs scheint also auch ihre Fans zu haben. 

Fazit

Das Thema Schlafen beschäftigt uns alle. Sei es, weil wir es manchmal zu wenig tun oder an einem Sonntagmorgen auch mal nicht genug davon kriegen können. Guter Schlaf tut der Gesundheit gut und kann indirekt lebensverlängernd wirken. Ob Eule oder Lerche – wir alle tun gut daran, das in Erinnerung zu behalten. 

Quellen und weiterführende Informationen

Birbaumer, N., Schmidt, R. F., Birbaumer, N., & Schmidt, R. F. (2010). Zirkadiane Periodik, Schlaf und Traum. Biologische Psychologie, 535 - 569.

Kleitman, N. (1939). Sleep and wakefulness: As alternating phases in the cycle of existence. University of Chicago Press.

Preckel, F., Lipnevich, A. A., Schneider, S. & Roberts, R. D. (2011). Chronotype, cognitive abilities, and academic achievement: A meta-analytic investigation. Learning and Individual Differences, 21, 483 - 492.

Roberts, R. D. & Kyllonen, P. C. (1999). Morningness–eveningness and intelligence: early to bed and early to rise will likely make you anything but wise!. Personality and Individual Differences, 27, 1123 - 1133.

Thiel-Hitmann, M., & Billinger, B. (2022). Eule oder Lerche? Chronobiologie als Chance für höhere Arbeits (zeit) zufriedenheit. In Zukunft verantwortungsvoll gestalten. Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen 2021, 199 - 215. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

Walker, M. (2017). Why we sleep – The new science of sleep and dreams. London: Penguin Books. 

 
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