rote Pfeile treffen auf Ziel rote Pfeile treffen auf Ziel
Manche Ziele erreichen wir, manchmal scheitern wir auch. (Symbolbild)

Insbesondere zu Beginn des Jahres, aber auch sonst setzen sich Menschen immer wieder Ziele. Manche davon erreichen sie, aber manchmal scheitern sie auch. Es ist vermutlich jedem von uns schon einmal so ergangen, dass ein Ziel wegen schlechter Vorbereitung, mangelnder Willensstärke oder einem unrealistischen Zeithorizont nicht umgesetzt werden konnte. Welche Tipps können aus der psychologischen Forschung gezogen werden, wenn es darum geht, erfolgreich die Zielgerade zu überschreiten?

Die richtige Zielsetzung

Bestimmt haben Sie schon einmal von den SMART-Zielen gehört. Diese sollen unter anderem deshalb so gut funktionieren, weil sie spezifisch sind und daher die Zielerreichung um einiges leichter machen. Es gibt laut einer Metaanalyse von Schunk (1990) aber noch weitere Faktoren, die bei der Zielsetzung wichtig sind, wenn ein möglichst grosser Erfolg erzielt werden soll. Das sind unter anderem die folgenden Punkte:

  • Ein Ziel, das in naher Zukunft liegt, setzt eine Handlung in Bewegung. Daher sollte der Zeithorizont möglichst greifbar sein, das heisst, stellen Sie keine zu weit in der Zukunft entfernten Vorsätze auf (Schlechtes Beispiel: In einem Jahr habe ich aufgehört zu rauchen).
  • Schwierigkeitsniveau: Ein Ziel soll schwierig zu erreichen sein und eine gewisses Herausforderung mit sich bringen – aber dennoch realistisch zu erreichen sein.
  • Ein Ziel ist leichter zu erreichen, wenn es selbstständig gesetzt werden kann – vor allem, wenn die Motivation zum Zeitpunkt der Zielsetzung eher tief ist.
  • Für die Zielerreichung ist regelmässiges Feedback hilfreich (siehe nächster Absatz).
  • Der Glaube, dass ein gewisses Ziel mit Fähigkeiten erreicht werden kann, die gelernt und trainiert werden können anstatt «angeboren» sind.

Das richtige Feedback

Unter Feedback im Bereich der Zielpsychologie wird die Information verstanden, die eine Person darüber informieren soll, wie gut sie auf dem Weg zur Erreichung des Ziels abschneidet. Oft wird diskutiert, ob nun negatives oder positives Feedback förderlicher für das Erreichen der Ziele ist. Dem sind auch die Forschenden Ashford & Stobbeleir (2013) nachgegangen. Sie haben herausgefunden, dass grundsätzlich positives Feedback nützlicher ist, wenn es darum geht, eine Person zu motivieren, ihr Ziel zu erreichen. Negatives Feedback hat dann einen positiven Einfluss, wenn es darum geht, während der Zielerreichung etwas zu lernen und nicht einfach nur die eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Ebenso kann es einen positiven Effekt bei negativem Feedback geben, wenn das Individuum schon Erfahrung auf dem Gebiet hat und ein Ziel in unmittelbarer Nähe erreichen soll. Feedback muss aber nicht zwingend von aussen, sondern kann auch von innen kommen. Das wird auch im «Self-regulatory Model of Feedback Loops» von Carver & Scheier (1998) genauer beschrieben. Das interne motivationale System berechnet laufend die Diskrepanz zwischen dem aktuellen Zustand und dem zu erreichenden Zustand. Somit soll ein Verhalten angestrebt werden, welches dazu dient, die Kluft zwischen den beiden Zuständen zu schliessen (Carver & Scheier, 1998, zitiert nach Bahrami, 2016, S. 9).

Die richtige Planung

Ein weiterer wichtiger Faktor ist – wenig überraschend – die Planung. Dabei ist allerdings nicht nur entscheidend, zu planen, bis wann ein Ziel erreicht werden soll und welche Mittel zur Zielerreichung eingesetzt werden, sondern auch, wie gehandelt werden soll, falls auf dem Weg dorthin unerwartete Hindernisse auftauchen. Mentale Repräsentation spielt hierbei eine wichtige Rolle. Das kann in «Wenn, dann ... »-Planungen umgesetzt werden (Parks-Stamm & Gollwitzer, 2009). Diese mentalen Vorbereitungen können auch dabei helfen, Situationen zu erkennen, bei denen das gewünschte Verhalten angewandt werden kann, um das Ziel zu erreichen. Dies soll dabei helfen, den Fokus nicht zu verlieren und die Chancen nicht zu verpassen, bei denen aktiv eine Entscheidung getroffen werden kann, die sich positiv auf die Zielerreichung auswirken. Hinweise sollen identifiziert werden können, bei denen das Individuum sich aktiv einbringen kann, um das gewünschte Verhalten zu zeigen. Beispielsweise kann beim Bedürfnis, sich im Alltag ökologischer zu verhalten, reflektiert werden, wann ein solches Verhalten gezeigt werden könnte. Wie verhalte ich mich, wenn ich im Restaurant die Wahl zwischen einem vegetarischen Menü und einem Fleischgericht habe? Wenn ich meinen nächsten Trip nach Rom buche, entscheide ich mich zwischen dem Flugzeug oder dem Zug? Das für das Ziel förderliche Verhalten entsprechend zu planen, kann somit helfen, es in der Praxis auch zu erreichen. Diese Hinweise könnten auch als Entscheidungshilfe verschriftlicht werden («Wenn ich das nächste Mal in einem Restaurant bin, bestelle ich das vegane Menü»).

Schluss

Um erfolgreich ans Ziel zu kommen, lohnt es sich, sich nicht einfach auf die eigene Willensstärke zu verlassen, sondern einige psychologischen Tricks in die Planung zu integrieren. Dies kann bei der Formulierung des Ziels und auch bei der Planung auf den Weg dorthin geschehen. Zudem kann das richtige Feedback auch hilfreich sein. Dabei spielt es je nach Situation eine wichtige Rolle, ob dies negativ oder positiv formuliert wird. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass das Ziel spezifisch formuliert wird, in baldiger Zukunft erreicht werden kann, eine Herausforderung darstellt und am besten selbstständig festgelegt werden kann. Mit all dem sollte der erfolgreichen Zielerreichung nichts mehr im Wege stehen.

Quellen und weiterführende Informationen:

Ashford, S.J. & De Stobbeleir, K.E.M. (2012). Feedback, Goal Setting, and Task Performance Revisited. In Locke, A.E. & Latham, G.P. (Hrsg.), New Developments in Goal Setting and Task Performance. New York: Routledge.

Bahrami, M. (2016). Zielablösung - Warum es oft so schwer ist, los zu lassen – und wie es uns trotzdem gelingen kann (unveröffentlichte Bachelorarbeit, Entwicklungspsychologie). Psychologisches Institut der Universität Zürich, Zürich.

Parks-Stamm, E. & Gollwitzer, P. (2009). Goal Implementation – The Benefits and Costs of If-Then Planning. In Grant, H. & Gollwitzer, P.M. (Hrsg.), The big book of goals (S. 362 – 391). New York: Guilford.

Schunk, D. H. (1990). Goal setting and self-efficacy during self-regulated learning. Educational Psychologist, 25, 71 - 86.

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