UND statt ABER ermöglicht gemeinsame Chancen ABER trennt und UND verbindet.
Ivo Solèr, Wolfgang Seidler
„Ich denke, mein Konzept, das ich Ihnen vorgestellt habe, wird uns weiterbringen.“ erklärte der Projektleiter seinem Lenkungsausschuss. „Ja, aber, wir müssen zuerst …“, entgegnete einer der Teilnehmenden.
Kommt Ihnen die Situation bekannt vor? Sie sind mitten in einer Konversation und Ihr Gegenüber reagiert mit „Ja, aber, …“? Wir alle machen das, manche ab und zu, andere immer wieder. Es passiert sogar, dass das „Ja, aber“ auch gerne inmitten der Ausführung des Gesprächspartners oder der Gesprächspartnerin platziert wird und ihn/sie unterbricht. Wir wundern uns dann, dass das Gespräch lauter wird und eine Unzufriedenheit in der Luft ist. Am Ende gibt es kein Ergebnis und auch keinen Konsens. Dabei hätten beide dazu beitragen können.
Was passiert durch das Aber?
Sprache ist mehr als die Übermittlung von Informationen. Sie findet auf zwei Ebenen statt, auf der Sachebene und auf der Beziehungsebene. Das Aber transportiert wenig auf der Sachebene und sehr viel auf der Beziehungsebene.
Mit dem Aber signalisieren wir dem Gegenüber Ablehnung - auch wenn es wie eine zustimmende Ergänzung wirken sollte. Tatsächlich ist es jedes Mal eine Ansage an Ihre Gesprächspartner/innen, falsch zu liegen oder etwas übersehen zu haben.
Mit dem Und stimmen wir zu und kommen dem Gegenüber entgegen. Mit dem Aber sagen wir „Sie liegen falsch“. Das ist, wie wenn Sie Ihrem Gegenüber die Hand schütteln und gleichzeitig gegen dessen Schienbein treten.
Was drängt uns, das Wort „aber“ zu verwenden?
Die meisten Menschen sind problemorientiert: Gläser sind halbleer. Zuerst müssen alle Lücken beseitigt sein, bevor wir mit einem Vorhaben loslegen. Alles muss gut durchdacht sein.
Ein Aber ist für uns einfacher. Wir können in der Komfortzone verweilen. Dazu kommt, dass wir gerne auf der eigenen Meinung beharren, quasi unseren Expertenstatus sichern.
Wie wäre es, stattdessen einen positiven, offenen und lösungsorientierten Weg einzuschlagen?
Das Und macht die Kommunikation lösungsorientiert.
Wenn Sie das Aber durch ein Und ersetzen, laden Sie das Gegenüber zum Weiterdenken ein. Sie ergänzen dessen Argumentation.
Es ist ein einfacher Austausch des Abers durch ein Und. Mit dem Und erreichen wir eine gegenseitige Anpassung und ermöglichen eine gemeinsam entwickelte Verbesserung. Das Und verbindet. Es stellt zwei Standpunkte gleichwertig nebeneinander, die einander ergänzen. Erinnern wir uns: Beim Aber wird der Standpunkt des Gegenübers entkräftet und das eigene Argument über das andere gestellt. Mit dem Und hören wir dem Gegenüber zu und gehen konstruktiv auf dessen Standpunkt ein. Es entsteht ein konstruktives Gespräch und wirkt zugleich entspannend.
Der Satz am Anfang des Artikels „Ja, aber, wir müssen zuerst …“ könnte so lauten: „Ja, und am besten machen wir zuerst …“
Probieren Sie es aus!
Achten Sie in Zukunft auf das Aber bei sich und bei anderen. Sprechen Sie es bewusst an, wenn Ihre Äusserung mit einem Aber gekontert wird: „Mit Ihrem ABER habe ich vernommen, dass Sie mit meiner Ausführung nicht einverstanden sind. Welche Information möchten Sie noch ergänzen?“ So machen Sie Ihrem/r Gesprächspartner/in klar, wie das Aber auf Sie wirkt. Und höchstwahrscheinlich werden Sie selbst künftig mehr das Und anwenden. Denn es ist Ihnen jetzt bewusst.
Quellen und weiterführende Informationen
Eicher, H. (2018). Die verblüffende Macht der Sprache: Was Sie mit Worten auslösen oder verhindern und was Ihr Sprachverhalten verrät (German Edition) (2. durchgesehene u. korr. Aufl.). Wiesbaden: Springer.
Roth, B. (2015). The Achievement Habit: Stop Wishing, Start Doing, and Take Command of Your Life (Illustrated Aufl.) [E-Book]. Harper Business.