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Nachhaltiges Kredit-Rating: Ist Ihr Unternehmen gut im Bereich Nachhaltigkeit aufgestellt? (Symbolbild)

Wächst ein Unternehmen, so wird das Controlling immer wichtiger, um auf Basis von Kennzahlen entlang der Wertschöpfungskette zu überprüfen, ob man strategisch auf Kurs ist. Herzstück dieses Risikomanagements ist die Aufrechterhaltung der Liquidität, die bei ca. 40 Prozent der Schweizer KMU auch mittels einer Fremdfinanzierung sichergestellt wird. Nicht immer mangels Eigenkapital, sondern zur Steigerung des Shareholder Value, indem das Eigenkapital gehebelt wird und eine höhere Rendite abwirft; wir kennen den sogenannten Leverage-Effekt.

Kein Kredit ohne nachhaltige Unternehmensführung

Für die Cashflow-basierte Kreditvergabe sind Kapital- und Renditestärke Voraussetzung. Was aber, wenn eine starke Umsatzrentabilität und hoher Zinsdeckungsgrad für die Kreditvergabe nicht mehr ausreichen? Was, wenn das Bank-Rating nicht nur den Shareholder Value, sondern auch die Positionierung des Unternehmens im Bereich Nachhaltigkeit (engl. "Sustainability") mit einbezieht?

Im Jahr 2015 wurden die „United Nations Sustainability Development Goals“ von allen Mitgliedstaaten angenommen. Diese 17 Ziele fordern von Unternehmen insbesondere in den Bereichen „Economic“, „Social“ und „Environment“ (ESG) ein vorbildliches Verhalten, sodass die Erde auch für die nächsten Generationen ein guter Ort zum Leben sein möge. Das führt dazu, dass in der EU mittelgrosse Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden gemäss der „Corporate Sustainability Reporting Directive“ ab dem Berichtsjahr 2023 verpflichtend ihre Nachhaltigkeitsdaten und -massnahmen als „non-financial“ Reporting in ihrem Jahresbericht veröffentlichen müssen.

Hinzu kommt, dass Banken von den Regulatoren derzeit aufgefordert werden, neue Kreditvergabeverfahren für „grüne Finanzierungen“ zu entwickeln (EY, 2020). Dafür muss das kreditnehmende Unternehmen seine Daten im Bereich Nachhaltigkeit transparent machen, sodass die Bank das Sustainability Exposure beurteilen kann. Beeinflussen schwache Nachhaltigkeitsdaten das Rating des kreditnehmenden Unternehmens zu stark und ist dieses nicht mehr mit der Kreditvergabepolitik der Bank vereinbar, so muss das Unternehmen im besten Fall nur mit einer deutlichen Zinserhöhung rechnen.

Dies erinnert ein wenig an die Anfänge des risikobasierten Pricings und Kreditvergabe Anfang der 2000er Jahre, wo Banken mit der Drahtbürste ihr Kreditportfolio durchkämmten. Schon damals hiess es: „Entweder einen Ablass (Kreditkommission) zahlen oder eine andere Lösung suchen – uns sind leider die Hände gebunden, Vorgaben … Sie verstehen!?“

Kenne ich mein Nachhaltigkeits-Rating?

Um sich auf ein solches Szenario vorzubereiten, müssen Unternehmen sich in die Karten schauen lassen, ihre Nachhaltigkeits-relevanten Daten transparent machen und gegebenenfalls verbessern, wenn sie nicht mit einem Rating-Downgrade rechnen, oder in der Workout-Abteilung der Bank landen wollen. Aktuell basieren Nachhaltigkeits-Ratings auf externen Daten und so kann bereits heute ein Downgrade zu einer tieferen Kapitalmarktbewertung führen. Darauf hat das Unternehmen aber kaum Einfluss, wie das Beispiel der Firma Also zeigt: Weil sie angeblich keinen Prozess für Whistleblower hätten, ist der Schweizer Grosshändler von Hard- und Software mit rund CHF 12 Mrd. Umsatz von A auf B herabgestuft worden. Davon erfahren hat das Unternehmen aber nicht von der verantwortlichen Ratingagentur MSCI, sondern von Investoren. „Wir halten das Vorgehen von MSCI für skandalös und rufschädigend.“, so der CEO Gustavo Möller-Hergt.

Kritik

Die Ambition durch internationale Regelwerke Unternehmen dazu anzuhalten, nachhaltiger zu wirtschaften und damit bestimmten politischen Zielen gerecht zu werden, mag für die Regulatoren verführerisch sein. Aber führten nicht einst auch die traditionellen Marktmechanismen zu einem nachhaltigen Verhalten? Das 3-Liter-Auto und Solarzellen haben es auch ohne ESG geschafft. Auf einem effizienten Markt nach Hayek mag das wohl sein; politische Begehrlichkeiten machen diesen Mechanismus aber immer träger und so zieht ein Zerschlagen des Besens, der den Krug zum Becken bringt, wie beim Zauberlehrling wieder eine Vielzahl weiterer Regulierungen mit sich.

Fazit

Wie man auch diese Entwicklung betrachtet, als vorausschauender Unternehmer tue ich gut daran, meine Nachhaltigkeit-relevanten Daten zu definieren und intern wie extern transparent zu machen. Denn auch das Kapitalmarkt-Rating basiert nicht auf der externen Schätzung von Umsatz und Ertrag, sondern auf von mir veröffentlichen „echten“ Unternehmensdaten. Die Kunst ist es, nicht nur die richtigen Daten zu definieren, seien es Gehälterverteilung, Wasserverbrauch oder Lieferantenstandorte, sondern diese auch vergleichbar und damit bewertbar zu machen. Ein solches Projekt hat neben der regulatorischen Pflichtübung den positiven Nebeneffekt, dass ich als Unternehmen meine Wertschöpfungskette besser verstehe und Einfluss auf Risiken nehmen kann, die nicht aus dem klassischen Controlling hervorgehen. Und vielleicht macht man damit ja die Welt tatsächlich auch ein wenig besser?

Quellen und weiterführende Informationen

United Nations. The 17 sustainable Development Goals.
https://sdgs.un.org/goals

PwC Blogs. (2021). Wegweiser der neuen CSRD-Richtlinie – transparenter und kohärenter.
https://blogs.pwc.de/de/planet-fsc/article/224082/wegweiser-der-neuen-csrd-richtlinie-transparenter-und-kohaerenter/

Weber, M. & Bopp, R. E. (2020). Green Finance: Wie Banken nachhaltig wachsen können. Ey.
https://www.ey.com/de_de/decarbonization/green-finance-wie-banken-nachhaltig-wachsen-koennen

Keller, R. (2021). Die Tücken von ESG-Ratings am Beispiel von Also. The Market NZZ.
Die Tücken von ESG-Ratings am Beispiel von Also | The Market

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