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Digitale und agile Produktentwicklungen in regulierten Branchen und Industrien (Symbolbild)

Ob im Bank- und Versicherungswesen, in der Pharma- und Gesundheitswirtschaft, im Ingenieurwesen oder auch in der industriellen Produktion und der öffentlichen Verwaltung - digitale Produkte, Services und Technologien werden in nahezu allen Industrien zu einem integralen Bestandteil der Wertschöpfung eines jeden Unternehmens. Insbesondere in hochregulierten Umgebungen wie dem Banken-, Versicherungs-, Gesundheits- und Pharmasektor stellen uns digitale Produktentwicklungen vor besondere Herausforderungen. Was gilt es bei digitalen Entwicklungen in hochregulierten Umgebungen zu beachten? Und wie kann eine strukturierte, digitale und agile Produktentwicklung die regulatorischen Anforderungen frühzeitig einbeziehen, ohne jedoch an Agilität zu verlieren?

Kundenzentrierte und innovative Produkte werden immer bedeutender

Einer Erhebung der Unternehmensberatung PwC unter 200 Entscheidern aus Industrie und Wirtschaft zufolge wird erwartet, dass digitale Produktentwicklungen bis zum Jahr 2025 die Effizienz um 19 Prozent steigern, die Markteinführungszeiten um 17 Prozent verkürzen und die Produktionskosten um 13 Prozent senken werden (PwC, 2019).

Ein Kerntreiber dieser Entwicklung bilden digitale Technologien, unterstützt durch umfangreiche Datenanalysen, Partnerschaften mit Technologie-Unternehmen, effektive agile Prozesse sowie moderne Organisations- und Führungsstrukturen.

Kundenzentrierte Validierung von Produktideen am Markt

Die moderne digitale Produktentwicklung findet, gerade in hochregulierten Umgebungen und Industrien, inkrementell und agil statt. Entlang des sogenannten Lebenszyklus eines neuen digitalen Produktes werden Produktbestandteile schrittweise und auf der Grundlage der Anforderungen und Erfahrungen von späteren Nutzern entwickelt. Durch die Integration einer Vielzahl an Feedbackschleifen wird die Produktentwicklung markt- und kundenzentriert verbessert.

Eines der Kernziele der agilen Produktentwicklung in den frühen Phasen ist es dabei, möglichst frühzeitig und regelmässig funktionierende Produktbestandteile in mehreren, aufeinander aufbauenden Versionen zu testen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Bei Produktentwicklungen in komplexen regulatorischen Umgebungen ist dies umso bedeutender, da Produktlebenszyklen länger, Entwicklungen kostenintensiver und Anforderungen komplexer sind.

Aufgaben und Rolle des Product Managers

Die Aufgabe des Product Managers besteht folglich darin, die Anforderungen der Technologie, des Marktes sowie der Nutzer:innen in Einklang zu bringen. In hochregulierten Umgebungen umfasst dies insbesondere auch diejenigen Anforderungen, die das avisierte, digitale Produkt im Hinblick auf regulatorische und rechtliche Anforderungen, nationale und internationale Standards sowie Datenschutz- und Datensicherheit erfüllen muss.

Produktmanager, die in regulierten Branchen tätig sind, müssen die rechtlichen Anforderungen beachten und sollten über ein solides Grundverständnis verfügen, um (mit-)priorisieren und die Entwicklung wirksam steuern zu können. Aber dies bedeutet nicht, dass sämtliche Anforderungen und Standards detailliert verstanden und beherrscht werden müssen. Die Rolle des Product Managers ist vielmehr eine «managende» Rolle: Dementsprechend sollte zu Beginn der Produktentwicklung ein «Regulatory & Compliance Mapping» stattfinden, in dem Fachabteilungen und Berater gezielt hinzugezogen und in die Erstellung eines sogenannten Product Backlogs einbezogen werden. Der entscheidende nächste Schritt besteht sodann darin, sämtliche Anforderungen sinnvoll und mit Hilfe von regulatorischem Sachverstand zu priorisieren. Die Kernaufgabe des effektiven Product Managers zu Beginn der Produktentwicklung sollte darin bestehen, sämtliche Anforderungen zu listen und mit Hilfe der jeweiligen Experten und Fachabteilungen herauszufinden, zu welcher Zeit im Produktlebenszyklus welche Anforderungen entwickelt sein müssen.

Die zentrale Frage im digitalen Produktmanagement in regulierten Umgebungen lautet dementsprechend: Zu welchem Zeitpunkt müssen welche Standards wieweit erfüllt sein? Darauf aufbauend werden sodann sogenannte. «Regulatory User Stories» geschrieben, die klar bezeichnet, kategorisiert und beschrieben sind. Eine zu erfüllende Standardisierungs-Norm sollte dabei in mehrere kleine Bestandteile zerlegt werden, damit insbesondere die technische Entwicklung aus der Anforderung heraus abgeleitet werden kann. Zudem sollten sogenannte Akzeptanzkriterien von den Fachexperten und -abteilungen für jede dieser Regulatory User Stories definiert werden.

Digitales Produktmanagement: Mit strukturierten Entwicklungszyklen

Digital Product Management gilt als eine der zentralen Schlüsselkompetenzen der Zukunft: Ob in der Pharmaindustrie, im Bank- und Versicherungswesen, im Ingenieurwesen, im Tourismus, im Handel oder auch in der öffentlichen Verwaltung - digitale Produkte, Services und Technologien werden in nahezu allen Industrien zu einem integralen Bestandteil der Wertschöpfung eines jeden Unternehmens.

Insbesondere in hochregulierten Umgebungen wie dem Banken-, Versicherungs-, Gesundheits- und Pharmasektor fordern digitale Produktentwicklungen uns heraus,  denn neue Technologien, künstliche Intelligenz, Normen und Industriestandards, sowie Anforderungen an Cybersicherheit und Datenanalysen spielen dabei eine immer wichtigere Rolle – und machen Produktentwicklungen aufgrund von regulatorischen Anforderungen komplex. Ein strukturierter Produktentwicklungsprozess, der regulatorischen Sachverstand gezielt und phasenabhängig in die agile Produktentwicklung einbezieht und Anforderungen priorisiert, kann dabei entscheidend dazu beitragen, kosteneffektiver, schneller und besser zu entwickeln.

Quellen und weiterführende Informationen

PwC (2019). Digital Product Development 2025. 

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Digitale Produkte, Services und Technologien werden in nahezu allen Industrien zu einem integralen Bestandteil der Wertschöpfung eines jeden Unternehmens. Das neu geschaffene CAS FH in Digital Product Management der Kalaidos Fachhochschule vermittelt die benötigten Methoden, Konzepte, Praktiken und Werkzeuge, die Sie und Ihr Unternehmen dazu befähigen, Digitalprodukte und -services in interdisziplinären Teams strukturiert und kosteneffektiv zu konzeptionieren und zu entwickeln. Nähere Informationen finden Sie in unserem Fact Sheet (Link).

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