Aktuelle Zahlen zeigen, dass in der Schweiz nur rund die Hälfte der Kosten der Nahrungsmittelproduktion durch die Konsumentinnen und Konsumenten direkt getragen werden. Die andere Hälfte trägt die Allgemeinheit – und zwar in Form indirekter Kosten: einerseits durch die Übernahme externer Kosten1 (26 Prozent), andererseits über Ausgaben des Bundes für die Produktion von Nahrungsmitteln2 (20 Prozent).

Die externen Kosten und Beiträge des Bundes sind dabei jedoch nicht bei allen Produkten gleich hoch. Tierische Nahrungsmittel weisen besonders hohe externe Kosten auf, ebenfalls fliesst ein grosser Teil der Landwirtschaftssubventionen in die Tierproduktion. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie und in welchem Masse werden unterschiedliche Ernährungsstile durch staatliche Massnahmen – sei es in Form staatlicher Beiträge an die Produktionskosten, aber auch in Form externer Kosten der Nahrungsmittelproduktion – unterstützt?

Diesen Fragen ging die von der Denkfabrik «Vision Landwirtschaft» in Auftrag gegebene, von der Basler Beratungsfirma BSS durchgeführte und von der Kalaidos Fachhochschule begleitete Studie «Indirekte Kosten unterschiedlicher Ernährungsstile in der Schweiz» nach. Das Resultat: Fleischkonsument:innen sind für Bund und Allgemeinheit am teuersten, wobei die Konsumstile vom Staat in finanzieller Hinsicht nicht gleich behandelt werden.

Konkret bedeutet dies: Je mehr tierische Produkte die Ernährung beinhaltet, desto teurer für Staat und Allgemeinheit. So beliefen sich die Beiträge des Bundes an die Nahrungsmittelproduktion im Jahr 2020 auf durchschnittlich 300 Franken pro Person. In die Nahrungsmittel des veganen Ernährungsstils flossen pro Person und Jahr aber nur rund 50 Franken – in «proteinbetonte» und «fleischbetonte» Ernährungsstile hingegen rund 500 Franken. Damit erhielten die Fleisch- und Milchproduktion rund 80 Prozent der Subventionsbeiträge, bei den externen Kosten verhielt es sich ähnlich (siehe Grafik).

Grafik Ernährungsstudie

Das Fazit: die heutige Agrar- und Ernährungspolitik bürdet grosse Teile der Kosten den Steuerzahlenden und der Allgemeinheit auf. Dabei werden unterschiedliche Ernährungsstile vom Staat in finanzieller Sicht ungleich behandelt, gewisse Konsumstile werden stark begünstigt, während andere benachteiligt werden: «Die Ungleichbehandlung geschieht dabei in Richtungen, die offiziellen Klima-, Umwelt- und Ernährungszielen des Bundes widersprechen», so das Ergebnis der Studie.

Im Beitrag der SRF-Sendung «10 vor 10» (5.12.2022) äussern sich Vertreter:innen aus Politik, Forschung und Wirtschaft zu den Ergebnissen der Studie: Neue Ernährungsstudie - Fleischesser kosten die Allgemeinheit mehr als Vegetarier - SRF

> Projektseite «Kostenwahrheit in Landwirtschaft und Ernährung: Erklärtext und Studie»

> Zur Studie (PDF) 

1Externe Kosten (=negative externe Effekte, negative Externalitäten): Negative Auswirkungen der Landwirtschaft zulasten der Allgemeinheit, welche als unbeabsichtigte Nebeneffekte der Produktion entstehen. Dazu gehören insbesondere Umweltbelastungen.

2Beiträge des Bundes für die Produktion von Nahrungsmitteln: Direktzahlungen und weitere Beiträge des Bundes für Landwirtschaft und Ernährung. Eingeschlossen sind Beiträge für die Vermeidung von Umweltschäden. Nicht eingeschlossen sind Beiträge für gemeinwirtschaftliche Leistungen.

Facebook Twitter Xing LinkedIn WhatsApp E-Mail