Zeichnen verleiht Denkflügel Zeichnen verleiht Denkflügel
Zeichnen verleiht Denk-Flügel (Symbolbild)

„Ich muss mir den Sachverhalt aufzeichnen, damit ich die Zusammenhänge sehe“, pflegte ein Kollege zu sagen, nahm ein Blatt Papier und Bleistift oder stellte sich an den Flipchart und zeichnete. Kästchen, Linien, Pfeile, Fragezeichen. Bunt. Für Aussenstehende wirr. Für Insider: Sachverhalt und Fragen, die sich ergaben, oder mögliche Ideen für einen Lösungsansatz.

Schildert ein Kunde seine Ausgangslage und Frage, entsteht kontinuierlich ein Bild. Verständnisfragen oder Sachverhaltslücken zeigen sich. Zusammenhänge bilden sich. Häufig beginnen sich diese bald zu zeigen. Oft auch begleitet von möglichen Lösungsansätzen oder ersten Ideen. Diese Skizzen sind für den Ersteller kostbare Gedankengerüste. Ein Blick darauf - selbst Monate später - genügt häufig, um sich den Sachverhalt und die Fragestellung zu vergegenwärtigen. Wenn man die Skizze selbst erstellte. Den Studierenden empfehlen wir zu Beginn Ihres Studiums: „Zeichnen Sie den Sachverhalt stets auf“.

Weshalb sind diese Skizzen so wertvoll? Gabriele L. Rico erklärt in ihrem Buch „Garantiert schreiben lernen“ (3. Aufl., Hamburg 2009) die Hintergründe. Unsere beiden Hirnhälften und deren Zusammenwirken sind ausschlaggebend. Im Vordergrund steht beim Skizzieren die rechte Hirnhälfte: Sie ist in der Lage, sich mit einer Aufgabe auseinanderzusetzen, für die es bisher noch kein Bewältigungsschema gibt (Rico, 71, s. dazu auch Übersicht, entnommen aus Rico, 70). Begriffliches und bildliches Denken sind in unserem Gehirn getrennt.

Übersicht Gehirn

Übersicht GehirnLinke und rechte Gehirnhälfte mit jeweiligen Aufgaben und Funktionen (Abbildung aus Gabriele L. Rico, Garantiert schreiben lernen, 3. A. Hamburg 2009, S. 70)

Die linke Hirnhälfte ist zuständig für das begriffliche Denken (Rico, 69 auch zum Folgenden). Sie verarbeitet einen Stimulus nach dem andern, mit hoher Geschwindigkeit. Eine geordnete Gedankenabfolge zu erhalten, ist Voraussetzung dafür.

Die rechte Hälfte des Gehirns hingegen kann ganze Reizbündel gleichzeitig verarbeiten und Komplexe als Ganzes erfassen, ohne Sequenzen bilden zu müssen. Die rechte Hälfte erfasst ganze Bilder. Wirres Durcheinander wird als Bild festgehalten. Sie setzt sich mit Neuem, scheinbar Widersprüchlichem, Unkonventionellen auseinander, in dem sie versucht, Muster zu erkennen. Und ohne dass ein bisher bereits bekanntes oder erlerntes Programm zur Verfügung steht. Neue Ideen entstehen. Die linke Hälfte müsste stattdessen sequentiell arbeiten und Information um Information abarbeiten und ablegen, sich an bereits gespeicherter Information orientierend. Gespeicherte Informationen sind wichtig. Auch im Steuerbereich. Reichen sie nicht aus oder sind neue Ideen gefragt, sind Zusammenhänge zunächst zu erfassen, greift die rechte Hirnhälfte.

Die Fähigkeiten beider Hirnbereiche sind nötig, um Komplexes zu analysieren, neue Ideen zu entwickeln. Aktivieren Sie Ihre rechte Hirnhälfte. Zeichnen Sie.

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