Vier Arbeiter im Business-Anzug in halbiertem Kopf Vier Arbeiter im Business-Anzug in halbiertem Kopf
"Clean up your Mind!" (Symbolbild)

In der Zeit der Kohleöfen wurde jeweils im Frühjahr Russ und Asche von den Wänden gewaschen, damit die Häuser im neuen Jahr wieder einen strahlenden Eindruck machen. Heute machen viele Frühjahrsputz, um im eigenen Zuhause aufzuräumen und sauber zu machen. Diese Tradition lässt sich auch als Führungskraft nutzen: Sortieren Sie negative Glaubenssätze aus und lösen Sie sich von hinderlichen Antreibern, die sich in der Vergangenheit angesammelt haben! Mit einem aufgefrischten Mindset lässt sich Ihre Führungsarbeit stressfreier gestalten. Wie Sie eine solche Selbstreflexion angehen können, zeigt dieser Beitrag.

Analysieren Sie Ihre Gedanken und Sätze im Führungsalltag – welche Muster haben sich bei Ihnen eingenistet?

Studien konnten zeigen, dass einem 60.000 Gedanken pro Tag durch den Kopf gehen. Die meisten davon sind aber mehr hinderlich als förderlich. Hand aufs Herz: Was sagen Sie sich selbst häufig bzw. was sagen Sie zu Ihren Mitarbeitenden?

  1. Sie denken: «Ich liefere diesen Bericht erst ab, wenn ich ihn mehrere Male überarbeitet habe.»
    Sie sagen: «In deiner Funktion erwarte ich, dass das bis zum Ende durchdacht ist.»
  2. Sie denken: «Das kann ich auch grad selbst erledigen, dann geht es schneller.»
    Sie sagen: «Warum dauert das nur so lange?»
  3. Sie denken: «Von nichts kommt nichts!» / «Ohne Fleiss kein Preis!»
    Sie sagen: «Strengen Sie sich mehr an!»
  4. Sie denken «Wenn ich meinen Mitarbeitenden zustimme, dann werde ich akzeptiert.»
    Sie sagen: «Wenn alle glücklich sind, ist meine Abteilung erfolgreich."
  5. Sie denken: «Augen zu und durch!»
    Sie sagen: «Hier wird nicht rumgejammert!»

Was versteckt sich dahinter und was macht das mit Ihnen?

Kommt Ihnen der eine oder andere Satz bekannt vor? Diese wiederholten Gedanken, die sich teilweise auch in der Sprache manifestieren, heissen Antreiber und lösen bei zu starker Ausprägung Stress aus (Taibi Kahler, 1975). Denn die darunterliegenden (gelernten) Annahmen können folgende sein (Eric Berne, 2006):

«Ich bin nur OK, wenn ich, ...

  1. perfekt bin.
  2. schnell bin.
  3. mich anstrenge.
  4. es allen recht mache.
  5. stark bin.

Wie räumen Sie Ihre Antreiber nun erfolgreich auf?

Natürlich sind solche Annahmen häufig eher hinderlich in Ihrem Alltag und schaden auf die Dauer persönlich wie auch beruflich. So einfach lassen sich diese tief verwurzelten Glaubenssätze jedoch nicht entfernen - es braucht Bewusstsein und gezielte Arbeit.

1. Was sind das genau für Muster?

Um Ihre automatischen Gedanken angehen zu können und diese nachhaltig zu verändern, müssen Sie in einem ersten Schritt diese aus der chaotischen Gedankenwelt herauskristallisieren. Hören Sie dabei auf Ihr Gefühl: Sind Ihnen einige der oben erwähnten Sätze bekannt vorgekommen? Weckt der eine oder andere Satz Erinnerungen? Halten Sie ab und zu inne und hinterfragen Sie die einzelnen Glaubenssätze: Was ist das für ein Satz? Was macht der mit mir? Und welches Motiv leitet sich von meinem Glaubenssatz ab?

2. Brauchen Sie diese Glaubenssätze oder können diese weg?

Kritisieren Sie nun Ihre Muster: Sind Ihre Glaubenssätze wirklich fundiert? Welches Bedürfnis liegt darunter? Fragen Sie sich, was Ihnen jetzt wichtiger ist, als Ihre früheren Glaubenssätze zu leben. Wie wird Ihrem darunterliegenden Bedürfnis trotzdem Achtung geschenkt?

Mögliche (übertriebenen) Grundannahmen und dahinterliegend Bedürfnisse sind:

Ich bin nur OK, wenn, …

  1. ich perfekt bin: Bedürfnis nach guter Arbeit / etwas Wertvolles zu schaffen
  2. ich schnell bin: Bedürfnis vorwärts zu kommen / im Leben viel zu erreichen
  3. ich mich anstrenge: Bedürfnis als leistungswilliges Vorbild zu agieren
  4. ich es allen recht mache: Bedürfnis nach Harmonie
  5. ich stark bin: Bedürfnis nach Unabhängigkeit oder anderen nicht zur Last zu fallen

3. Aus alt mach neu

Nehmen Sie Ihre Bedürfnisse ernst, aber ersetzen Sie negative Glaubenssätze durch positivere oder realistischere Überzeugungen. Erstellen Sie nach dem gleichen Bauplan eine positive Alternative für Ihre hinderlichen Sätze unter Berücksichtigung Ihres Motivs:

Beispiele für alte und neue Gedanken unter Berücksichtigung Ihres Motivs:

  1. Bedürfnis nach guter Arbeit
    Alt: «Alles muss man alleine machen, sonst…»
    Neu: «Ich darf anderen eine Chance geben und wenn es nicht klappt, haben wir abgemacht, dass die Mitarbeiter/in Bescheid gibt.»
  2. Bedürfnis vorwärts zu kommen
    Alt: «Das kann ich auch grad gleichzeitig erledigen, dann geht’s schneller.»
    Neu: «Ich darf mir für jede Sache Zeit nehmen, denn ich habe Deadlines nur so eng wie nötig gesetzt und kann den Umfang des Projekts noch anpassen.»
  3. Bedürfnis als «Vorbild» voranzugehen
    Alt: «Ohne Fleiss kein Preis.»
    Neu: «Auch wenn etwas leicht gelingt, kann es wertvoll sein und heutzutage darf Spass an der Arbeit nicht fehlen.»
  4. Bedürfnis nach Harmonie
    Alt: «Wenn ich ihnen zustimme, dann werde ich akzeptiert.»
    Neu: «Eine eigene Meinung hebt meine Individualität hervor und mit konstruktiver Kommunikation kommt es nicht zum Konflikt.»
  5. Bedürfnis nach Unabhängigkeit / anderen nicht zur Last zu fallen
    Alt: «Augen zu und durch.»
    Neu: «Ich darf mir Hilfe holen, denn ich helfe auch wenn andere Hilfe benötigen.»

4. Übung macht den Meister!

Sie müssen ja nicht gerade «Meister» werden – Ihre neuen Gedanken müssen jedoch wiederholt werden, damit diese sich im Hirn verankern. Neben zielgerichteter Weiterbildung im Bereich Leadership können Sie Anker nutzen: Bilder, die an Ihren neuen Glaubenssatz erinnern, Songs, welche Sie vor Arbeitsbeginn oder vor schwierigen Mitarbeitendengesprächen hören oder Gadgets wie z.B. der Schlüsselanhänger Ihres Büroschlüssels, der Sie an Ihren Glaubenssatz erinnert.

Gerade im Frühling lohnt es sich, die eigenen Gedanken zu sortieren, alte Muster zu durchbrechen und Platz für neue Gedanken zu schaffen. Es lohnt sich eine befreite Haltung zu entwickeln, damit Sie nicht von Antreibern getrieben werden, sondern Ihre eigene Dynamik entwickeln. Viel Spass und Energie!

Quellen und weiterführende Informationen

Berne, E. (2006). Die Transaktions-Analyse in der Psychotherapie: Eine systematische Individual- und Sozialpsychiatrie (Originaltitel: Transactional Analysis in Psychotherapy: A Systematic Individual and Social Psychiatry). 1961, übersetzt von Ulrike Müller. Paderborn: Junfermann.

Kahler, T. (1975). DRIVERS: The Key to the Process of Skripts, TAJ, 3, 280–284.

Antreiber-Test. Abgerufen am 26.03.2024

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