Susanna Sjöberg, Gründerin von INNER WORK
Susanna Sjöberg bietet Beratung, Coaching und Training an, um ein dynamisches und förderliches Arbeitsumfeld zu schaffen. Mit ihrer vielfältigen internationalen Managementerfahrung und einem Abschluss in Psychologie verbindet sie praktische Erfahrung mit fundierten Kenntnissen der Psychologie. Aufbauend auf ihren Erfahrungen in verschiedenen kulturellen und beruflichen Kontexten integriert sie die Psychologie und die Regulation des Nervensystems, um Wohlbefinden und Resilienz am Arbeitsplatz zu fördern. Sie ist auch Referentin an der Kalaidos Fachhochschule, wo sie ihr Wissen weitergibt, indem sie gängige Vorstellungen hinterfragt. In diesem Interview teilt Susanna ihren ganzheitlichen Ansatz und gibt Tipps, wie man die richtige Einstellung kultiviert, um erfolgreich zu sein und gleichzeitig ein gesundes Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben zu wahren.
Welchen Schritt aus deinem Lebenslauf würdest du wählen, um die Führungskraft zu erklären, die du geworden bist, und warum?
Nachdem ich rund um den Globus gereist war, gearbeitet und gelebt hatte, machte ich in meiner Karriere eine 180-Grad-Wende, als ich mich entschied, neben meinem hektischen 24/7-Job als Geschäftsführerin in China ein Psychologiestudium zu absolvieren. Mein Studium stimmte eher mit meinen Werten und meiner Kernidentität überein, und mir wurde klar, dass eine andere, viel sinnvollere Karriere möglich war.
Das Konzept der Sicherheit des Nervensystems, auch bekannt als autonome Agilität, hat mein Leben verändert. Es hatte einen erheblichen Einfluss auf meine eigene psychische Gesundheit, meine Fähigkeit, präsent zu bleiben, zu führen, zu lernen, zu lieben, Beziehungen zu pflegen, innovativ zu sein und mein eigenes Leben mit einem neuen inneren Frieden zu leben. Inspiriert durch meine eigene Entwicklung ist die autonome Agilität zur Grundlage meiner Arbeit mit Klienten und meiner Vortragstätigkeit in verschiedenen Teilen der Welt geworden.
Es ist zunehmend üblich, Frauen in Führungspositionen in verschiedenen Bereichen zu sehen: Welche Veränderungen in der Führung siehst du dadurch?
Wenn Frauen in Machtpositionen sind, ist es wahrscheinlicher, dass sie Gesetze und Richtlinien umsetzen, die die Inklusion fördern. Weibliche Führungskräfte verfolgen oft einen transformativen Führungsstil, bei dem sie ihre Teams durch Kommunikation und persönlichen Einfluss inspirieren und motivieren, anstatt durch hierarchische Macht oder transaktionale Beziehungen.
Sidenote: Finnland war das zweite Land der Welt, das den Frauen das Wahlrecht gewährte (1905, die Schweiz 1971) und ging 2003 in die Geschichte ein, als es gleichzeitig eine weibliche Präsidentin, eine weibliche Premierministerin und eine weibliche Parlamentssprecherin gab.
Sidenote: Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat geschätzt, dass über 75 % der Frauen in den fünf nordischen Ländern eine Vollzeitbeschäftigung haben. In der Schweiz liegt diese Zahl bei 20 %.
Es wird oft angenommen, dass Frauen stärker mit ihrer „inner world“ verbunden sind, was ihnen bei den von dir empfohlenen Führungstechniken Vorteile verschafft: Wie passt das mit der Realität zusammen?
Untersuchungen zeigen, dass Frauen bei Tests zur emotionalen Intelligenz oder Empathie besser abschneiden als Männer, und es herrscht die allgemeine Überzeugung, dass weibliche Führungskräfte integrativer, fürsorglicher und freundlicher sind. Frauen wurden dazu erzogen, kooperativer zu handeln als Männer, und zeigen daher weniger offene Aggressionen. Das bedeutet jedoch nicht, dass weibliche Führungskräfte automatisch mit ihrer inneren Welt verbunden sind. Es sind die kulturellen Normen des erwarteten Verhaltens für beide Geschlechter, nicht tiefgreifende Persönlichkeitsunterschiede, die viele der Unterschiede verursachen.
Welche Eigenschaften und Merkmale haben die Führer von morgen?
Der wichtigste Aspekt für die Führung von morgen ist die Praxis der inneren Arbeit. Innere Arbeit bezieht sich auf Selbstreflexion, emotionales Bewusstsein und persönliches Wachstum. Sie bezieht sich darauf, sich seiner körperlichen Reaktionen bewusst zu werden und seine Gedanken, Emotionen, Überzeugungen und Verhaltensweisen zu erforschen, um ein tieferes Selbstverständnis zu erlangen und das körperliche, geistige, emotionale und spirituelle Wohlbefinden für sich selbst und in seinen Organisationen zu fördern. Diese Kompetenzen sind sowohl für Frauen als auch für Männer in Führungspositionen wichtig, da sie einen enormen Einfluss auf andere haben; 85 % der jüngeren Generationen suchen nach Führungskräften mit solchen Eigenschaften.
Viele Frauen, selbst in Führungspositionen, sind darauf konditioniert, externe Bestätigung und Fürsorge in den Vordergrund zu stellen. Innere Arbeit befähigt sie, Grenzen zu setzen, ihren Wert zu erkennen und Erfolg nach ihren eigenen Vorstellungen neu zu definieren. Bei Männern verhindert die traditionelle Männlichkeit oft, dass sie verletzlich sind und Gefühle zeigen. Innere Arbeit hilft Männern, emotionale Tiefe zu entwickeln, Gefühle auf gesunde Weise zu verarbeiten und stärkere Verbindungen zu sich selbst und anderen zu pflegen.