Als Prorektorin Weiterbildung begleite ich Menschen beim Weiterkommen
Vera Lavvas, lic. iur., ist seit 6 Monaten Prorektorin Weiterbildung der Kalaidos Law School. Im Interview erzählt sie, was sie an der neuen Aufgabe an der KLS gereizt hat, wo sie die grössten Herausforderungen sieht und wo sie den Bildungsmarkt der Schweiz sowie die Fachbereiche Recht und Steuerrecht in Zukunft sieht.
Vera, du warst zuletzt als Juristin in einer auf Wirtschaftsrecht spezialisierten Anwaltskanzlei tätig. Davor warst du bei der Schweizerischen Botschaft in Athen und beim Migrationsamt beschäftigt. Was reizt dich an deiner neuen Stelle als Prorektorin Weiterbildung der Kalaidos Law School?
Ich stelle mich immer wieder gerne neuen Herausforderungen und die Stelle als Prorektorin ist definitiv eine neue Herausforderung. Obwohl mir die Juristerei sehr gefällt, war es doch schon länger mein Wunsch von der typischen «Rechtsposition» weg zu kommen und mich anderen Aufgaben zu widmen. Als Prorektorin an der Kalaidos Law School habe ich die Möglichkeit, mich auch komplett mit neuen Aufgaben zu beschäftigen und trotzdem meine erworbene Expertise im Recht zur Wirkung zu bringen. Auch freue ich mich sehr über den Kontakt mit den Dozierenden und Studierenden. Ich lerne selber viel neues und gleichzeitig begleite ich in meiner neuen Rolle andere Menschen beim Weiterkommen.
Die Kalaidos Law School wurde 2017 erst gegründet und das SIST Schweizerische Institut für Steuerrecht ist schon seit 15 Jahren etabliert. Wo siehst du die grössten Herausforderungen?
Das grösste Potenzial liegt sicherlich im Verbinden von der grossen Erfahrung des SIST mit der Innovationskraft einer jüngeren Institution. Für die Law School ist es ein grosses Glück mit einem so gut positionierten Partner wie dem SIST zusammenzuarbeiten. Natürlich bringt das Spannungsfeld zwischen Erfahrung und viel Etabliertem und der KLS als junge Institution auch Herausforderungen mit sich. Aber das Schöne ist, wenn man diese in einer guten partnerschaftlichen Art zu einem Win Win verwerten kann.
Wo siehst du die Weiterbildung im Recht in 5-10 Jahren?
Aufgrund der vielen technologischen Fortschritte der letzten Jahre wird sich aus meiner Sicht auch die Weiterbildung im Recht mehr und mehr mit diesen Themen auseinander setzen. Die Auswirkungen welche Technologien wie Blockchain, Kryptowährung, Big Data, Cybersecurity etc. auf das Recht haben werfen doch immer wieder neue Fragestellungen auf mit denen wir uns auseinander setzen müssen. Auch wird sich aus meiner Sicht die Art und Weise der Arbeit in den Rechtsbereichen stark verändern. Aber nicht nur fachlich ist die Welt im Wandel. Heute reden wir von lebenslangem Lernen, das heisst, dass Lernangebote auch entsprechend gestaltet werden müssen. Für unterschiedliche Erfahrungsrucksäcke und zu unterschiedlichen Zielen. Gefordert ist bei Lernangeboten immer mehr Flexibilität, die dem lernenden Individuum gerecht wird. Man sieht, es bleibt spannend!
Welchen Stellenwert hat deiner Einschätzung nach die Erwachsenenbildung im Recht und Steuerrecht im Schweizer Bildungsmarkt?
Unser tägliches Zusammenleben beruht auf unserem Rechtssystem und immer mehr wird verrechtlicht. Daher sollte aus meiner Sicht jede:r gewisse Grundkenntnisse im Recht haben. Im Grunde könnte man sagen, die Weiterbildung im Recht hat zwei grobe Zielgruppen; nicht juristisch ausgebildete Personen, die durch eine Weiterbildung die Grundkenntnisse des Rechts, aber immer mit einem grossen Praxisbezug, erlernen können und die juristisch ausgebildeten Personen, um Up to Date zu bleiben oder auch um neue Rechtsgebiete praxisbezogen Kennenzulernen. Die Juristische Ausbildung ist grundsätzlich eher breit gefasst und eine Spezialisierung findet hauptsächlich durch die jeweilige Berufsausübung statt. Mit einer Weiterbildung im Recht kann man neue Rechtsgebiete mit einer gelungenen Balance zwischen Theorie und Praxis erlernen.
Du bist nun seit ca. 6 Monaten an der Law School tätig. Was ist dein bisheriger Eindruck von den Studierenden und Dozierenden?
Es ist eine geballte Ladung an Wissen die an der Kalaidos Law School zusammen kommt. Es sind sehr viele in der «Rechtswelt» bekannte Namen, die hier dozieren. Aber alle aus der Praxis, somit am Puls der Zeit und sie können praxisrelevante Fragestellungen unterrichten. Die Studierenden kommen oft aus unterschiedlichen Bereichen und haben diverse Hintergründe. Das macht den Austausch untereinander umso wertvoller und lehrreicher.
Wenn du an dein Studium der Rechtswissenschaft zurück denkst. Kann man ein berufsbegleitendes Studium mit dem klassischen Studium an einer Universität vergleichen? Wo siehst du Unterschiede und auch Vorteile?
Ich finde es unglaublich beeindruckend wie unsere Studierende neben dem Studium ihren Beruf und allenfalls Familie unter einen Hut bringen. Wenn ich an mein Studium zurück denke, glaube ich nicht, dass ich das geschafft hätte. Man braucht noch mehr Disziplin und eine sehr gute Planung. Ein grosser Vorteil des berufsbegleitendem Studiums ist sicherlich der hohe Praxisbezug, einerseits der Praxisbezug der Studierenden aber vor allem auch der Dozierenden. Durch die eigene Arbeitserfahrung können die Studierenden aus meiner Sicht in einzelnen Rechtsgebieten schneller verstehen, was praxisrelevant ist und was wohl oft eher in der Theorie bleibt. Da unsere Dozierenden aus der Praxis kommen, können sie auch immer wieder spannende Fälle aus ihrem Berufsalltag mit in den Unterricht einbauen. Wenn ich an mein Studium zurückdenke, waren die Vorlesungen/Übungen bei den Praktiker:innen immer ein Highlight während die eine oder andere «normale» Vorlesung doch gerne ab und zu verpasst wurde.