Junge Frauen im Strassencafé Junge Frauen im Strassencafé

Ausgangslage

Seit langem wird die Förderung der Selbsthilfe sowie aktive Partizipation von Psychiatrie-Erfahrenen auf allen Ebenen des Gesundheitswesens gefordert. Betroffene sollen dabei vielfältige Rollen übernehmen, zum Beispiel in der Ausbildung von Angehörigen von Gesundheitsberufen, in der Öffentlichkeitsarbeit oder als «peer-worker» in der direkten Betreuung. Diese Partizipation soll die Qualität der psychosozialen Angebote durch eine vermehrte Berücksichtigung der Anliegen der Betroffenen verbessern, zum Abbau der gesellschaftlichen Stigmatisierung beitragen und gleichzeitig psychiatrieerfahrenen Menschen eine sinnvolle und für die Gemeinschaft gewinnbringende Beschäftigung ermöglichen.

In einem aus dem europäischen Programm Leonardo da Vinci geförderten Projekt wurde ein Curriculum (EX-IN, Experienced Involvement) für eine entsprechende Qualifizierung Psychiatrieerfahrener geschaffen. Die Weiterbildung bietet psychiatrieerfahrenen Menschen die Gelegenheit, die eigene Erfahrung zu reflektieren und sich Methoden- und Hintergrundwissen anzueignen, um als Mitarbeitende in psychiatrischen Diensten, als Dozierende oder in einer anderen Betroffenenrolle zu arbeiten. Um dies auch in der Schweiz zu ermöglichen, wurde die Ausbildung vom Verein EX-IN Bern übernommen und an Schweizer Verhältnisse angepasst.

Projekt

Careum Forschung evaluiert diese Weiterbildung und geht dabei folgenden Fragestellungen nach:

  • Welche soziodemografischen, krankheits- und behandlungsbezogenen Merkmale haben die Teilnehmenden?
  • Verändern sich Gesundheitszustand, Recoveryorientierung, Stigmaresistenz, Selbstbeobachtung, Selbstwirksamkeit und Hoffnung während der Teilnahme an der Weiterbildung?
  • Welche beruflichen Perspektiven erarbeiten die Teilnehmenden während der Weiterbildung?

Methodisches Vorgehen

Die Evaluation erfolgt in einer Kombination quantitativer und qualitativer Erhebungsmethoden. Die schriftlichen Befragungen finden vor Beginn der Weiterbildung, bei Abschluss und ein Jahr danach statt. Diese werden ergänzt mit einem leitfadengestützten Gruppeninterview mit den Teilnehmenden am Ende der Weiterbildung.

Projektteam

Careum Forschung: Anna Hegedüs

Auftraggeber

Luzerner Psychiatrie

Laufzeit

April 2017–Juli 2018

Publikationen

Hegedüs, A. (2017) Evaluation «Recovery Fundamente» und «Peer Qualifikation» 2015–2016. Schlussbericht für die Pro Mente Sana, die Psychiatrischen Dienste Aargau und das Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet. Download

Hegedüs, Anna; Seidel, Elena; Steinauer, Regine (2016): Participants' employment status and experiences in the year after the Experienced Involvement training. In: The International journal of social psychiatry 62 (3), S. 214–220. DOI: 10.1177/0020764015623969.

Hegedüs, Anna; Zanoni, Sylvie; Bischofberger, Iren (2016): Patienten und Angehörige wirken mit. Experten durch Erfahrung. In: NOVAcura 47 (10), S. 36–38. DOI: 10.1024/1662-9027/a000065.

Hegedüs, A., Bachnick, S., & Steinauer, R. (2014). Neue Erkenntnisse aus EX-IN Weiterbildungen in der Schweiz: Evaluation der zwei Studiengänge an der Fachhochschule. In S. Hahn, A. Hegedüs, U. Finklenburg, I. Needham, H. Stefan, M. Schulz & S. Schoppmann (Eds.), «Schwellen, Grenzen und Übergänge». Perspektiven und Herausforderungen für Betroffene, Angehörige, im Versorgungssystem, in der Forschung und Entwicklung, in der Gesellschaft. (pp. 67–71). Bern: Forschung & Entwicklung / Dienstleistung Pflege, Fachbereich Gesundheit, Berner Fachhochschule.

Hegedüs, Anna; Steinauer, Regine (2013): Die Evaluation des Weiterbildungsstudiengangs Experienced Involvement in Bern. In: Christian Burr, Michael Schulz, Andrea Winter und Gianfranco Zuaboni (Hg.): Recovery in der Praxis. Voraussetzungen, Interventionen, Projekte. 1. Aufl. Köln: Psychiatrie Verlag GmbH, S. 204–217.

Hegedüs, A., & Steinauer, R. (2013). Auswirkungen der EX-IN Weiterbildung auf die Studierenden und ihre berufliche Situation. In S. Hahn, M. Schulz, S. Schoppmann, I. Needham, H. Stefan, A. Hegedüs & U. Finklenburg (Eds.), «Blick zurück und nach vorn». Zurückgehen um besser springen zu können. 10 Jahre Praxis, Management, Ausbildung und Forschung (pp. 130–135). Bern: Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Forschung & Entwicklung / Dienstleistung Pflege.

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