Vergleich Äpfel und Birnen Vergleich Äpfel und Birnen
Wann stellen wir sinnvolle Vergleiche an, wann nicht? (Symbolbild)

Wir vergleichen uns oft und gern. Mit uns selber, mit KollegInnen, mit der Konkurrenz. Solche sozialen Vergleiche können sich erheblich auf unseren Geschäftsalltag auswirken – im Positiven, wie im Negativen.

Vier Gründe, warum wir uns mit anderen vergleichen

Graf-Flachy (2019) beschreibt in seinem Artikel vier Gründe, warum wir uns so oft mit anderen vergleichen:

  1. Wir möchten uns besser fühlen. Manchmal vergleichen wir uns «nur» mit anderen, um uns überlegen zu fühlen. Wir können uns z. B. mit einem Konkurrenzanbieter vergleichen, von dem wir bereits vermuten, dass seine Produkte eine geringere Qualität als unsere Produktpalette aufweisen.

  2. Wir möchten unsere Position feststellen. Wissen wir nicht genau, wie wir im Markt stehen, kann sich der Blick über den Tellerrand lohnen, um die eigene Position im Feld besser zu kennen.

  3. Wir möchten uns verbessern. Der Blick auf die Konkurrenz oder die Kollegen/Kolleginnen kann uns auch dabei helfen, uns zu verbessern. Wo können wir uns ev. etwas abschauen oder uns inspirieren lassen?

  4. Wir möchten Informationen effizient verarbeiten. Wenn wir Vergleiche anstellen, benutzen wir ausgewählte, reduzierte Informationen. Dies kann effizienter sein, als sämtliche Indikatoren zu analysieren.

Willkür des Vergleichs

Ein sozialer Vergleich geschieht oft nicht so systematisch, wie wir das vielleicht gerne hätten. Graf-Flachy (2019) zeigt auf, dass wir oft (zum Teil auch unbewusst) soziale Vergleiche machen, auch wenn es bessere Informationen geben würde für die Entscheidung, oder wenn ein sozialer Vergleich keine relevanten Informationen liefern kann.

Was haben die anderen?

Beim sozialen Vergleich möchten wir erfahren, was die anderen haben (oder können, oder tun). Es handelt sich dabei laut Graf-Flachy (2019) um positionale Verhaltensweisen. So würden die meisten Personen lieber in einem kleineren Haus wohnen, solange es grösser ist als das ihrer Nachbarn, anstatt in einem grösseren Haus zu wohnen, dass kleiner ist als der Durchschnitt der Nachbarshäuser (siehe auch Blogbeitrag «Mehr haben ist besser. Oder?» ).

Dieses positionale Verhalten hat nicht bei allen Gütern einen gleich grossen Stellenwert. Bei gewissen ist es uns sehr wichtig, besser als andere dazustehen, während dies bei anderen Gütern kein Thema ist.

Die Schattenseiten des Vergleichs

Klar – wenn wir uns mit anderen vergleichen und den Kürzeren ziehen, dann fühlt sich das nicht gut an. Es geht aber noch weiter. Ein negativer Vergleich fühlt sich negativer an als sich ein positiver Vergleich gleicher Grösse positiv anfühlt. Dieser Effekt ist nicht zu unterschätzen. Gerade wenn wir oft vergleichen, ist es abzusehen, dass wir auch mehrfach negativ im Vergleich abschneiden. Dies kann sich negativ auf unsere Emotionen auswirken.

Während uns Vergleiche gerade im Geschäftsleben auch antreiben und motivieren können, so haben sie laut dem Autor auch weitere Schattenseiten, die er mit zwei Beispielen verdeutlicht:

  • Bieterwettbewerbe bei der Übernahme von Unternehmen: Soziale Vergleiche sind an der Tagesordnung. Vor lauter «gewinnen» gegen die Mitbieter schliesst manch einer einen Deal ab, der nicht optimal ist für das eigene Unternehmen.

  • Wettbewerbliche Irrationalität: In einem Experiment zeigte sich, dass Manager freiwillig auf Profit für ihr Unternehmen verzichten, wenn dafür der Konkurrent noch weniger Profit machen kann. Dabei sollte es darum gehen, Profit zu maximieren, und nicht «zu gewinnen».

Zwei Tipps

Graf-Flachy (2019) beschreibt zwei Tipps, wie Manager sich vor dem sozialen Vergleich und potentiell schlechten Entscheidungen schützen können:

  • Sich ein Bewusstsein für Emotionen zu erarbeiten und sich z. B. regelmässig zu erinnern, nicht positional zu entscheiden.

  • Sich «Checkpoints» vor wichtigen Entscheidungen einbauen, die auch etwas Zeitdruck wegnehmen. Unter Zeitdruck tendieren wir eher dazu, positional zu entscheiden.

Allgemein gilt es sicher auch zu hinterfragen, wo wir bewusst Vergleiche anstellen möchten und aus welchen Gründen. Um mit einem Zitat von Graf-Flachy (2019) abzuschliessen: Wirtschaft ist nicht wie Krieg oder Sport – Gewinnen ist nicht alles.

Weiterführende Informationen und Quellen:

Graf-Vlachy, L. (2019). Gewinnen ist nicht alles. Warum soziale Vergleiche manchmal tückisch sind. Wirtschaftspsychologie Aktuell, 1, 21-26.

 

Lesen Sie auch im Kalaidos Blog: 

Mehr haben ist besser. Oder?

Autor/in
Regula von Büren

Regula von Büren

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