Karine Fragnière, Gründerin von REACHING SUMMITS
Karine Fragnière, Gründerin von REACHING SUMMITS, verkörpert die Resilienz im Dienste der persönlichen Transformation. Nach einer erfolgreichen Karriere bei Nestlé und Swissclinical folgte sie ihrer Leidenschaft für Sport und Wellness und wurde so zu einer Inspirationsquelle für alle.
Sie ist Autorin des Buches „Ironmum“, Sport- und Persönlichkeitsentwicklungscoach und hat REACHING SUMMITS gegründet, um Frauen auf dem Weg zu ihren eigenen Gipfeln zu begleiten, seien sie sportlich, beruflich oder persönlich. In ihren Vorträgen und Programmen teilt sie ihre Erfahrungen und liefert konkrete Werkzeuge zur Stärkung des Selbstvertrauens, des Durchhaltevermögens und der Fähigkeit, Herausforderungen anzunehmen.
In diesem Interview verrät uns Karine ihre Vision von weiblicher Führung und die wichtigsten Schlüssel zur Kultivierung einer inspirierenden und leistungsstarken Teamdynamik.
Welchen Meilenstein in deinem Lebenslauf würdest du wählen, um die Führungspersönlichkeit, die du geworden bist, zu erläutern, und warum?
Ich halte meinen Sieg beim Ironman Zürich und meine Qualifikation für die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii 2018 für den wichtigsten Meilenstein in meinem Lebenslauf, der die Führungspersönlichkeit, die ich geworden bin, verdeutlicht. Diese Leistung hat mir nicht nur enormes Selbstvertrauen verliehen, sondern mich auch dazu inspiriert, mein Buch zu schreiben und meine eigene Sportcoaching-Firma zu gründen. Später wagte ich mich an weitere aussergewöhnliche sportliche Herausforderungen, was dazu führte, dass ich mir das Projekt Reaching Summits ausdachte, um die Teilnahme von Frauen an extremen Ausdauerläufen zu erleichtern. Diese Initiativen haben mir bewiesen, dass ich in der Lage bin, aus eigener Kraft erfolgreich zu sein und meine Mitmenschen und mein Umfeld zum Besseren zu beeinflussen.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass meine zehnjährige Berufserfahrung bei Nestlé sowie die Mitbegründung der Kosmetikmarke Swissclinical ein solides Fundament bilden, das mich auf die Entwicklung meines Unternehmens vorbereitet hat. Ich habe mir wertvolle berufliche Fähigkeiten angeeignet, die mir auf meinem gesamten Weg von Nutzen waren. So stellt mein Sieg in Zürich einen Wendepunkt dar, ist aber auch das Ergebnis einer soliden Basis, die ich im Laufe der Jahre dank früherer Erfahrungen aufgebaut habe.
Es ist zunehmend üblich, Frauen in Führungspositionen in verschiedenen Bereichen zu sehen: Welche Veränderungen in der Führung siehst du dadurch?
Ich stelle fest, dass die zunehmende Präsenz von weiblichen Führungskräften die Tür zu spannenden und bereichernden Diskussionen öffnet. Ich höre viele Podcasts und schätze besonders den Austausch zwischen Frauen und Männern. Diese Dialoge sind sehr bereichernd, denn Frauen, die es wagen, ihre Meinung zu äussern und manchmal Tabus zu brechen, bringen einzigartige Perspektiven und innovative Ideen ein.
Wenn Frauen das Wort ergreifen, teilen sie Erfahrungen und Gedanken, die Männern manchmal entgehen können. Dies bietet eine umfassendere und differenziertere Sicht auf die Herausforderungen des täglichen Lebens sowie Lösungen für Probleme, die Männer allein vielleicht nicht in Betracht gezogen hätten. Indem wir diese unterschiedlichen Stimmen einbeziehen, bereichern wir unser kollektives Verständnis und finden angemessenere Antworten auf komplexe Herausforderungen.
Es scheint auch, dass sich weibliche Führungskräfte dadurch auszeichnen, dass sie aufmerksam zuhören und ein Gespür für die Bedürfnisse ihrer Teams haben. Ihre Fähigkeit, sich mit ihrer Intuition und ihren Gefühlen zu verbinden, bereichert ihre Art zu führen. Dieser Führungsstil, der menschlicher, empathischer und in einer globalen Perspektive verankert ist, wird den heutigen Herausforderungen besser gerecht und fördert ein harmonischeres und gesünderes Arbeitsumfeld.
Welche Ähnlichkeiten kann man zwischen einer Führungskraft in einem Unternehmen und einer Führungskraft im Sport erkennen?
Die Qualitäten einer guten Führungskraft, sei es im Sport oder in einem Unternehmen, beruhen auf ähnlichen Prinzipien. Im Sport betrachtet ein guter Anführer den Athleten als Ganzes. Er konzentriert sich nicht nur auf die körperliche Leistung, sondern berücksichtigt auch den mentalen Zustand und den Geist des Athleten. In ähnlicher Weise muss eine gute Führungskraft in einem Unternehmen dafür sorgen, dass sich seine Mitarbeiter körperlich und geistig wohlfühlen, da diese beiden Aspekte intrinsisch miteinander verbunden sind. Ich sehe das wie einen geschlossenen Kreislauf: Das eine geht nicht ohne das andere. Wenn sich die Mitarbeiter wohlfühlen, ist es wahrscheinlicher, dass sie Höchstleistungen erbringen.
Darüber hinaus gibt es gemeinsame Werte, die für beide Arten von Führung von entscheidender Bedeutung sind. Eigenschaften wie Empathie, Kommunikation, Belastbarkeit und Teamgeist sind entscheidend, wenn es darum geht, Menschen zu inspirieren und zu Höchstleistungen zu motivieren, sei es auf dem Spielfeld oder in einem Arbeitsumfeld. Wichtig ist natürlich, dass die Führungskraft „walks the talk“.
Was sind die Qualitäten und Merkmale der Führungskräfte von morgen?
Für mich lassen sich die Qualitäten und Merkmale der Führungskraft von morgen in mehrere Schlüsselpunkte unterteilen. Zunächst einmal muss eine gute Führungskraft ein aussergewöhnlicher Kommunikator sein. Das bedeutet nicht nur, dass er seine Ideen klar ausdrücken kann, sondern auch, dass er seinem Team und seinen Mitarbeitern aktiv zuhört. Kommunikation ist entscheidend für die Schaffung eines kollaborativen und effektiven Arbeitsumfelds.
Zweitens muss eine Führungskraft in der Lage sein, den Projekten, an denen ihr Team arbeitet, einen Sinn zu verleihen. Es ist wichtig, dass sich die Mitarbeitende nicht nur durch das Gehalt am Ende des Monats motiviert fühlen, sondern die Auswirkungen und den Wert ihrer Arbeit verstehen. Dies stärkt das Engagement und die Zufriedenheit innerhalb des Teams.
Schliesslich bin ich der Meinung, dass eine Führungskraft von morgen danach streben sollte, Glück in ihrem Team zu schaffen. Dies geschieht durch konkrete Massnahmen, wie z. B. das Zeigen von Dankbarkeit für die Beiträge jedes Einzelnen. Dankbarkeit und Bewunderung für die Leistungen anderer zu üben, schafft ein positives und motivierendes Klima. Indem sie diese Werte pflegen, kann die Führungskraft von morgen ihr Team zu Höchstleistungen inspirieren.