Case Management: Navigieren in unsicheren Zeiten 21. Schweizerischer Case Management Kongress
Netzwerkarbeit ist im Care und Case Management zentral. Um praktische Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln, offerieren die Careum Hochschule Gesundheit und das Netzwerk Case Management Schweiz jeweils zwei Studierenden aus dem Modul «Case Management» Freikarten für den Jahreskongress des Netzwerks Case Management Schweiz. Als Aufgabe verfassen die Gewinner:innen des Tickets jeweils einen Bericht über ihre Eindrücke und Erfahrungen an der Tagung.
Tagungsbericht von Daniela Lüthi und Barbara Wiesler*
Dank Losglück konnten wir, Barbara und ich, am 18.09.2024 am 21. Kongress «Netzwerk Case Management Schweiz» teilnehmen. Der Kongress fand mit ca. 200 Teilnehmer/innen in der Welle 7 in Bern statt.
Wir befinden uns in einem Wandel und durchleben grosse Veränderungen: Klimakreise, Krieg in der Ukraine, Fachkräftemangel, Migration und Inflation, künstliche Intelligenz sowie unsichere Arbeitsplatzsituationen. Dies führt dazu, dass auch die Arbeit im Case Management stark gefordert ist und mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird. Navigieren in unsicheren Zeiten: Zu diesem spannenden Kongressthema folgten anregende Referate und Diskussionen.
Neue Herausforderungen im Case Management und unausgeschöpfte Potenziale
Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Dr. Thomas Geisen von der FHNW über neue Herausforderungen im Case Management und ungenutzte Potenziale. Durch die Digitalisierung und die Entstehung neuer Arbeitsformen sowie durch den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel nimmt die Bedeutung der Interaktionsarbeit zu. Damit gewinnen die psychischen Produktionsfaktoren (Jouhi 1998) immer mehr an Bedeutung. Unausgeschöpfte Potenziale liegen laut Geisen in der Professionalisierung der Arbeitsintegrationsfachkräfte, in der Herausbildung eines neuen Verständnisses von Arbeitsintegration als individuellem und sozialem Lernprozess sowie in der besseren Verankerung des Verfahrens Case Management in Organisationen auf Fall- und Systemebene.
Psychologische Sicherheit im Case Management
Als weitere Referentin ging Prof. Dr. Ina Goller von der BFH auf die psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz ein. Sie zeigte auf, wie dank psychischer Sicherheit am Arbeitsplatz der Umgang mit Unsicherheit möglich gemacht werden kann. Nur wenn psychische Sicherheit für alle gewährleistet ist, können sich wichtige Faktoren wie Experimentieren, Lernen und Wissensaufbau, konstruktive Konfliktlösung, divergentes Denken und Kreativität entfalten. Die Mindestanforderungen an jedes Team sind folgende: Jeder: kann sich einbringen, «having a voice», und es ist möglich, über Verletzlichkeit und Fehler zu sprechen.
Integrierte Versorgung: Psychisches Home Treatment und sozialarbeiterisches Case Management im Fokus
Im Forum «Integrierte Versorgung am Beispiel von psychischem Home Treatment und sozialarbeiterischem Case Management» erläuterten Lars Golly (Leiter CM des Kanon Basel- Stadt) und Constantin Bruttel (Fachverantwortlicher Home Treatment, UPK Basel) die Strategie des Kanton Basel, wie sie auf die gesundheitspolitischen Strategien des BAG reagieren. In erster Linie geht es um eine Verstärkung der koordinierten Versorgung, um die Steigerung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und um eine nachhaltige Senkung der Gesundheitskosten. Konkret entstand ein Modelprojekt im Suchtbereich im Kanton Basel-Stadt, wo der Schwerpunkt auf der Stabilisierung dieser Patientengruppe in ihrem häuslichen Umfeld liegt. Dank der Angebote «Home Treatment Übergangslösung» und «Home Treatment längerfristige Behandlung» der UPK konnte eine deutliche Reduktion der stationären Behandlungstage und der Zwangsunterbringung aufgezeigt werden.
Forum: «Familienorientierte Gesprächsführung im Case Management»
Sonja Höhn (MScN, Studiengangsleitung MAS FH in Case Management) betonte die Wichtigkeit sowie den Nutzen von familienorientierten Gesprächen im Case Management. Diese Gespräche helfen, die Handlungsfähigkeit der Familie zu unterstützen. Die Ressourcen der Familien werden gestärkt. Familienorientierte Gespräche können anhand des Arbeitsinstruments BAIA von Barbara Preusse-Bleuler gestaltet werden.
Ressourcenorientiertes Coaching: Praktische Tools für die Fallarbeit
Beatrice Straub-Blum betonte im Forum «Ressourcenorientiertes Coaching mit Anwendbaren Coachingtools in der Fallarbeit», dass die Kunden bei der beruflichen Wiedereingliederung viele Ressourcen mitbringen und es wichtig ist, dass die Kunden sich dieser bewusst sind. Denn Ressourcen schaffen ein stabiles Selbstbild und Selbstvertrauen. Hier kann ein ressourcenorientiertes Coaching helfen. Verschiedene Tools des ressourcenorientierten Coachings konnten ausprobiert werden. Durch das Erstellen einer persönlichen Stärkenliste wurden sich die Teilnehmenden ihren eigenen Stärken und Ressourcen bewusst.
Generation Z und psychische Gesundheit
Im Abschlussreferat «Psychische Gesundheit in turbulenten Zeiten Herausforderungen für die Generation Z in der Arbeitswelt 5.0 und Lösungsansätze im Case Management» erläuterte Ronia Schiftan (MSc Psychologin) eindrucksvoll die verschiedenen Herausforderungen, mit denen die Generation Z konfrontiert ist. Sie zeigte die Belastungen auf, die dadurch auf die Jugendlichen einwirken und welche negativen Auswirkungen dies auf die Gesundheit der Jugendlichen hat. Sie appellierte, das Verhältnis zu den Jugendlichen zu verbessern, ihre Ressourcen zu stärken und die Stressoren, die auf sie einwirken, zu reduzieren. Als besonders wichtig hob sie die Beziehungsgestaltung hervor. Der Kongress endete mit einer Podiumsdiskussion und einem live durch KI generierten Song zu den Kongressthemen. Der anschliessende Apéro bot die Möglichkeit zum fachlichen Austausch und Knüpfen neuer Kontakten.
Fazit
Der 21. Jahreskongress des Netzwerk Case Management Schweiz bot viele wertvolle Impulse zur Gestaltung des Case Management in unsicheren Zeiten. Die präsentierten Modelle und Tools helfen den Case Manager:innen dabei, die Herausforderungen in unsicheren Zeiten zu meistern und die Klienten:innen erfolgreich zu unterstützen.
Mehr erfahren
Abstracts der Vorträge finden sich auf der Webseite von netzwerk-cm.ch
*Daniela Lüthi, M. Sc., Sporttherapeutin in der Neurorehabilitation der Klinik Lengg, schliesst zurzeit ihr «CAS Case Management» an der Careum Hochschule Gesundheit in Zürich ab,
*Barbara Wisler, Dipl. Pflegefachfrau HF/ Pflegeexpertin in der tilia Stiftung für Langzeitpflege, Studierende an der Careum Hochschule Gesundheit, MAS Palliative Care.
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CAS FH in Case Management
Certificate of Advanced Studies (CAS)