Fokale Zufallswahl: ein Governance-Mechanismus zur Stärkung der sozialen Nachhaltigkeit in Organisationen? (abgeschlossen 2023)
Im Rahmen dieses Projekts wird die fokale Zufallswahl, eine Kombination aus leistungs- und zufallsbasierten Verfahren zur Besetzung von Positionen in Organisationen, untersucht. Die Kernfrage ist, inwiefern die fokale Zufallswahl ein geeigneter Governance-Mechanismus zur Stärkung der sozialen Nachhaltigkeit in Organisationen darstellt.
Hintergrund
Die Verwendung aleatorischer Verfahren als Governance-Instrument hat eine lange historische Tradition. So wurden im antiken Athen und mittelalterlichen Venedig politische Ämter per Zufall besetzt, um die Bildung von Seilschaften zu verhindern. Die Universität Basel besetzt im 18. Jahrhundert aus demselben Grund Professuren mittels fokaler Zufallswahl – einer Kombination aus leistungsbasierten und aleatorischen Mechanismen. Eine Vorselektion nach Leistung engte den Bewerberkreis auf die drei geeignetsten Kandidaturen ein. Der Zufall bestimmte dann, wer aus dieser Short-List die Professur tatsächlich besetzte. Die fokale Zufallswahl wurde jüngst als Governance-Instrument zur Stärkung der sozialen Nachhaltigkeit in Organisationen vorgeschlagen. So soll das Verfahren die Diversität in den Führungsetagen erhöhen, die Entstehung von Hybris im Management unterbinden und die Kooperation im Team fördern.
Methode
Mittels einer Serie von Laborexperimenten wird untersucht, inwiefern die fokale Zufallswahl dem Versprechen einer verbesserten sozialen Nachhaltigkeit tatsächlich gerecht wird. Weiter wird im Feldexperiment die Übertragbarkeit der Resultate auf die reale Welt geprüft. Schliesslich soll mittels quantitativer und qualitativer Befragungen die Einschätzung von Praktikerinnen und Praktikern aus der Schweizer Wirtschaft zu potentiellen Vor- und Nachteilen der fokalen Zufallswahl gewonnen werden.
Finanzierung
Forschungsstiftung der Universität Zürich, Soziologisches Institut der Universität Zürich, CREMA
Projektdauer
unbestimmt
Projektleitung
Dr. Joël Berger
Kooperation
Prof. Dr. Katja Rost (Universität Zürich), Prof. Dr. (em) Margit Osterloh (CREMA), Prof. Dr. Bruno S. Frey (Universität Basel, CREMA).
Publikationen
Berger, J., Osterloh, M. & Rost, K. (2020). Focal random selection closes the gender gap in competitiveness. Science Advances, 6, eabb2142. https://advances.sciencemag.org/content/6/47/eabb2142.abstract
Berger, J. Osterloh, M., Rost, K. & Ehrmann, T. (2020). How to prevent leadership hubris? Comparing competitive selections, lotteries, and their combination. Leadership Quarterly, 31, 101388.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1048984320300151
Berger, J., Osterloh, M., & Rost, K. (2019). Chef per Los? Ergebnisse eines Experiments. Zeitschrift für Führung und Organisation, 88, 184-188.
https://www.business.uzh.ch/dam/jcr:6b345ef6-87c4-4fb1-a01c-5cf3fd2a2965/ZfO_Chef_per_Los.pdf