Dynamik beim Cembalo
Die Auffassung, auf dem Cembalo liessen sich aufgrund seiner mechanischen Ausstattung kaum dynamische Nuancen spielen, ist weit verbreitet. Neuere Studien zeigen allerdings, dass auf elaborierten Cembali mittels Anschlagtechnik durchaus Lautstärkeunterschiede produziert werden können, zumindest bei Einzeltonvergleichen. Dies auch für komplexere, polyphone Stücke nachzuweisen, war Ziel dieser Studie. Verwendet wurden dabei Auszüge aus einer Aufnahme von Giulia Nuti (2014) auf einem anonymen, 1788 von Taskin aufwendig restaurierten Cembalo. Zugleich wurde untersucht, ob die gängige Erwartung, von einem Cembalo seien keine dynamischen Unterschiede zu erwarten, die Wahrnehmung der Lautstärke beeinflusste. In zwei Experimenten wurde gezeigt, dass die Zuhörenden zuverlässig zwischen Stücken mit und Stücken ohne Dynamik unterscheiden konnten; dies legt nahe, dass die Lautstärke auf Cembali mit vergleichbarer Bauweise tatsächlich mittels Anschlagtechnik variiert werden kann. Allerdings zeigte sich auch, dass die Erwartungshaltung die Lautstärkewahrnehmung massgeblich beeinflusste. Die Ergebnisse tragen zu einem erweiterten Verständnis der historischen Aufführungspraxis bei.
Projekttitel
Biases in the Perception of Dynamics in Harpsichord Performance
Kooperation
Conservatorio della Svizzera Italiana, Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) und MARCS Institute, University of Western Sydney, Australia.
Projektdauer
September 2014 – Mai 2015
Projektteam
Prof. Dr. Michael Bühler (Kalaidos FH), Giulia Nuti (SUPSI), Dr. Jennifer MacRitchie (University of Western Sidney, Australia)