Uber & Airbnb: Nun auch plattformgestützte Pflege?
Digital vermittelte Dienstleistungen – neuartiger und vieldiskutierter Ansatz für die Versorgung zu Hause.
Ausgangslage
Wo gibt es moderne, flexible und bezahlbare Hilfen für pflegende Angehörige? Spitex und Entlastungsdienste bieten meist zeitlich begrenzt Leistungen an. Sie können kaum auf individuelle Bedürfnisse reagieren und sind oft mit hohen Kosten verbunden. Ehrenamtliche Initiativen hingegen sind nicht überall verfügbar und nicht immer verlässlich genug organisiert.
In diese Lücke drängen nun digitale Dienstleistungs-Plattformen. Im Stile von Uber (Mobilität) und Airbnb (Wohnen) bieten sie selbst zwar keine Leistungen an, sondern vermitteln nur zwischen Privatpersonen. Sie versprechen, Anbietende und Nachfragende flexibler und zugleich bezahlbarer Dienstleistungen einfach und unkompliziert zusammenzuführen. Diese «digital matching»-Plattformen werden aber hoch kontrovers diskutiert. Kritische Stimmen befürchten, dass die mühsam errungene Professionalisierung der Pflege infrage gestellt sowie die Freiwilligenarbeit konkurrenziert wird. Gewarnt wird auch vor mangelnder Qualitätssicherung sowie ungeschützten Arbeitsverhältnissen. Bisher wurde die Entwicklung solcher Plattformen als Folge der Digitalisierung im Gesundheitsbereich kaum thematisiert – dies, obwohl sowohl Potenziale als auch Gefahren klar erkennbar sind.
Projekt
Das Projekt «Uber in Pflege und Betreuung» nimmt nun Vermittlungsplattformen genauer unter die Lupe. Ziel ist es, eine dringend benötigte Bestandsaufnahme der bestehenden Angebote und Akteure in diesem schnell wachsenden Feld zu leisten. Solche neuen Plattformen werden kritisch untersucht, um zu verstehen, wie sich die Pflegelandschaft in den kommenden Jahren hinsichtlich Angebot und Nachfrage verändern wird. Die Untersuchungsergebnisse sind auch aus politischer Sicht interessant, wenn es darum geht, solche Pflege- und Betreuungsplattformen mitzugestalten.
Die gewonnen Erkenntnisse werden wissenschaftlich publiziert. In weiteren geplanten Teilprojekten werden praxisnahe Impulsveranstaltungen mit Fachpersonen organisiert sowie u.a. ein Qualitätscheck-Instrument entwickelt: Es soll Pflegebedürftigen und Angehörigen dabei helfen, digitale Plattformen kompetent zu nutzen. Zusammen mit Partnern aus Deutschland und Österreich sollen die Trends zudem länderübergreifend verglichen und in eine 3-Länder-Perspektive eingebracht.
Projektteam
Careum Hochschule Gesundheit: Prof. Dr. Ulrich Otto, Prof. Dr. Claudia Müller, Anna Hegedüs, Dr. Heidi Kaspar
HS Furtwangen: Prof. Dr. Christoph Kunze
ZHAW: Prof. Dr. Andrea Kofler
Laufzeit
November 2018–Juni 2020
Finanzierung
Publikationen
Otto, U., Hegedüs, A., Kofler, A., & Kunze, C. (2017). Uber in der Pflege?: Plattformen mit Dienstleistungen in der Pflege und Betreuung. Krankenpflege, 110(3), 14–16. PDF
Otto, U. (2017). Uber in der Pflege? IL-NW-Workshopbericht von Prof. Dr. Ulrich Otto, Leiter Forschung an der Careum Hochschule. Careum Website. Link
Otto, U., Hegedüs, A., Kaspar, H., Kofler, A., & Kunze, C. (2017). Pflege und Betreuung – jetzt auch über digitale Plattformen wie Uber und Airbnb? Österreichische Pflegezeitschrift, 70(5), 25–27. PDF
Hegedüs, A. (2017). Uber in der Pflege. Hg. v. Careum. Careum Blog.