Ist Operational Excellence im Finanzdienstleistungsbereich noch aktuell? Ist Operational Excellence im Finanzdienstleistungsbereich noch aktuell?
Ist Operational Excellence im Finanzdienstleistungsbereich noch aktuell (Symbolbild)?

Operational Excellence kann gerade im digitalen Zeitalter wesentliche Impulse für die Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle der Banken setzen – und ist weit mehr als ein bewährtes Konzept zur operativen Verbesserung von Organisationen. Im Rahmen einer empirischen Studie hat das Schweizerische Institut für Finanzausbildung (SIF) den aktuellen Stand bezüglich Operational Excellence bei den Schweizer Banken erhoben. Alexis Hamalides, Market & Development Manager Europe bei der Credit Suisse in Zürich, ist ein international ausgewiesener Experte am Thema und hat die Studie als solcher mit begleitet. Die Resultate werden am 21. Januar in einer Konferenz vorgestellt. In diesem Zusammenhang war es möglich, Herrn Hamalides kurz zu seiner Einschätzung der Bedeutung des Themas zu befragen. 

Ist Operational Excellence im Finanzdienstleistungsbereich noch aktuell?

Mit der digitalen Vernetzung und den daraus resultierenden Erfordernissen sind Prozess- und Projektmanagement, wie sie im Kern mit Operational Excellence verbunden sind, Aufgabenfelder mit permanent steigendem Grad an Komplexität. So sehr der moderne Informationsfluss und dessen unendliche Verfügbarkeit mit Effizienz lockt, drohen auch Überforderung und mangelnder Überblick. Mehr denn je braucht Fortschritt heute eine Bankenorganisation mit der es auch methodisch gelingt, Prozesse effizient aufzusetzen, die Abläufe zu strukturieren und so reproduzierbar zu machen. Im Vorfeld definierte, systematische Vorgehensweisen sind die logische Konsequenz, die im Idealfall an Kunden ausgerichtete Verbesserung bewirken.

Stossen klassische Ansätze in diesem Spannungsfeld nicht häufiger an ihre Grenzen?

Es gibt zahlreiche Vorgehensmodelle, die im Zusammenhang mit Operational Excellence stehen, denen teilweise neue Denkansätze zugrunde liegen oder die zu den ersten ihrer Art gehören. Die Dynamik moderner Märkte erfordert von Entwicklern, Prozesseignern und Projektleitern einen hohen Grad an Flexibilität, Agilität und ein kontinuierliches Klima der Innovation. Das hohe Fortschrittstempo lässt kaum noch Spielraum für die einstigen Langzeiträume zur Implementierung neuer Prozesse und Produkte zu. In den letzten Jahren kommen verstärkt hybride Vorgehensmodelle, bei denen das eingesetzte Modell um Aspekte anderer Vorgehensmodelle ergänzt wird. So lassen sich agile und klassische Methoden projektspezifisch kombinieren. Modernere, agile Modelle, etwa das SCRUM, KANBAN, Design Thinking oder Workflow-Modelle, gestalten Optimierungsinitiativen und Prozessmanagement schlank und reduzieren Aufwände für Dokumentation und Abstimmung.

Wie genau passt das Thema Agilität in den Operational Excellence Kontext?

Die angesprochene Dynamik des Marktumfeldes erfordert agile, flexible und reaktionsschnelle Prozesse. Hier sehe ich Agilität als ein integratives Element für Operational Excellence, als grosse Chance und schwierige Herausforderung. Bedingt durch die zahlreichen Schnittstellen und Prozesse, in denen die Planung, Umsetzung und Kontrolle eingebettet ist, sind grosse Änderungen oft nur im Konsens und mit Vorlaufzeiten umsetzbar. Die steigende Veränderungsgeschwindigkeit durch z.B. zunehmende regulatorische Anforderungen lässt kaum Alternativen zu flexibleren und schnelleren Prozessen zu. Hier gilt es Ansätze zu testen, wie in realen Business Cases, um diese auf das Umfeld zu adaptieren. Dabei gilt es immer, den Dreiklang zwischen Methode, Mensch und System herzustellen, denn Agilität ist kein Selbstzweck, sondern muss uns am Ende wirklich schneller machen oder eine bessere Qualität ermöglichen.

Worin sehen Sie die grösste Herausforderung? Womit muss sich Operational Excellence im Banking auseinandersetzen?

Die Herausforderung gerade im Banking ist es, alle Prozesse so zu gestalten, dass sie zu allererst und unter allen Bedingungen ein kundenorientiertes und risikokonformes Geschäftsmodell sicherstellen. Um beides zu erreichen, benötigen wir viele Zahnräder, die reibungslos ineinandergreifen müssen und somit reibungslose Prozesse und sauber definierte Prozessschnittstellen. Die grosse Herausforderung dabei ist es, gleichzeitig handlungsschnell zu bleiben und auch als Unternehmen keine übermässige kundenseitige Trägheit zuzulassen. Gerade bei unvorhergesehen Ereignissen müssen oft in kürzester Zeit wichtige Entscheidungen getroffen werden, um Qualität und Ergebnis zu sichern.

Im Rahmen der Konferenzreihe „SIF Insights“ findet die nächste Veranstaltung am 21. Januar zum Thema „Operational Excellence“ statt.

Autor/in
Prof. Dr. Bernhard Koye

Prof. Dr. Bernhard Koye

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